Bupropion

Von Felix Hintermayer
und , Apotheker und Pharmazie-Journalist
Mag. pharm. Christopher Waxenegger

Christopher Waxenegger studierte Pharmazie an der Universität Wien. Es folgten die erfolgreiche Fachprüfung für den Apothekerberuf sowie die freie Mitarbeit in einer Arztpraxis mit dem Schwerpunkt Medikationsanalyse. Seit 2020 widmet er sich dem Fachjournalismus und verfasst Sachtexte zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Im Urlaub erkundet Christopher gerne die schottischen Highlands und genießt die Ruhe der Natur.

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Der Arzneistoff Bupropion hat verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Er wirkt stimmungsaufhellend, weshalb Mediziner ihn bei Depressionen verschreiben. Weil er zudem Entzugserscheinungen lindert, eignet er sich auch zur Raucherentwöhnung. In Kombination mit Naltrexon nutzt man Bupropion in manchen Ländern zur Gewichtsreduktion bei starkem Übergewicht. Erfahren Sie hier mehr über Bupropion - wie es wirkt, wie man es anwendet und welche Nebenwirkungen möglich sind!

So wirkt Bupropion

Bupropion beeinflusst den Haushalt der Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn. Darauf führen Experten seine Wirkung gegen Depressionen, zur Raucherentwöhnung und gegen Übergewicht zurück.

Neurotransmitter sind die Signalüberträger zwischen den Nervenzellen:

Ausgelöst durch einen elektrischen Impuls kann eine Nervenzelle einen Neurotransmitter in den winzigen Spalt (Synapse) ausschütten, der die Kontaktstelle zur nächsten Nervenzelle darstellt. Der Botenstoff wandert zur Nachbarzelle, dockt dort an und löst dort ebenfalls einen elektrischen Impuls aus.

Dadurch wird ein Signal übertragen. Danach nimmt die erste Nervenzelle den Botenstoff wieder auf, wodurch seine Wirkung endet.

Wirkweise bei Depressionen

Experten manchen einen Mangel an Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn mitverantwortlich für Depressionen. Hier setzt Bupropion an:

Es hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin in die Ursprungszelle, wodurch die Botenstoffe länger ihre Wirkung entfalten können. Das lindert depressive Symptome und wirkt antriebssteigernd.

Wirkweise bei Raucherentwöhnung

Dopamin spielt eine wichtige Rolle im "Belohnungssystem" des Körpers. Der Botenstoff wird vor allem bei angenehmen Empfindungen freigesetzt (z.B. beim Rauchen).

Indem Bupropion die Dopaminwirkung verlängern kann, kann es die Raucherentwöhnung unterstützen.

Wirkweise bei Übergewicht

Zusammen mit dem Arzneistoff Naltrexon setzen Mediziner Bupropion gegen starkes Übergewicht ein. Die Wirkstoffkombination wirkt appetithemmend. Der genaue Wirkmechanismus ist allerdings noch unklar.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Bupropion wird als Tablette eingenommen und tritt über die Darmwand ins Blut über. Im Blut bindet Bupropion an Plasmaproteine und verteilt sich auf diese Weise im gesamten Körper.

Der Wirkstoff wird in der Leber abgebaut und über den Urin ausgeschieden. Nach rund 20 Stunden hat sich so die ursprüngliche Wirkstoffmenge im Körper wieder halbiert (Halbwertszeit). Die Stoffwechselprodukte von Bupropion haben eine Halbwertszeit von 20 bis 36 Stunden.

Wann wird Bupropion angewendet?

Bupropion ist es zugelassen zur Behandlung von:

  • Depressionen (EU, Schweiz)
  • Entzugserscheinungen im Zuge der Raucherentwöhnung (Deutschland)

Die fixe Kombination aus Bupropion und Naltrexon ist in der EU zugelassen zur Behandlung von:

Die Einnahme der Fixkombination ist als Ergänzung zu anderen gewichtsreduzierenden Massnahmen (Ernährungsumstellung und vermehrt körperliche Aktivität) gedacht.

So wird Bupropion angewendet

Wie und wie lange man Bupropion anwendet, richtet sich danach, ob man es bei Depression, zur Raucherentwöhnung oder Gewichtsabnahme einsetzt.

Bupropion bei Depressionen: Erwachsene nehmen einmal täglich 150 Milligramm Bupropion. Bei Bedarf steigert man die Dosis in ärztlicher Absprache auf zweimal täglich 300 Milligramm.

Bupropion wirkt nach etwa sieben bis 28 Tagen. Wie lange Betroffene das Medikament einnehmen, richtet sich nach dem Verlauf der Depression.

Bupropion zur Raucherentwöhnung: Erwachsene nehmen die ersten sechs Tage 150 Milligramm Bupropion einmal täglich. Wer das Medikament gut verträgt, kann die Dosis anschliessend nach ärztlicher Absprache auf 300 Milligramm täglich steigern.

Bupropion bei Übergewicht: Um das Abnehmen zu unterstützen, nimmt man die Fixkombination aus Bupropion und Naltrexon nach folgendem Schema ein:

  • 1. Woche: eine Tablette pro Tag
  • 2. Woche: Täglich jeweils eine Tablette morgens und abends
  • 3. Woche: zwei Tabletten morgens und eine Tablette abends
  • Ab der 4. Woche: jeweils zwei Tabletten morgens und abends

Wenn man nach 16-wöchiger Anwendung nicht mindestens fünf Prozent des Ausgangsgewichts abgenommen hat, sollte man die Behandlung mit dem Bupropion-Naltrexon-Präparat abbrechen.

Welche Nebenwirkungen hat Bupropion?

Sehr häufige Nebenwirkungen von Bupropion sind Schlaflosigkeit, KopfschmerzenMundtrockenheit sowie Magen-Darm-Störungen (wie Übelkeit und Erbrechen).

Bupropion kann auch Überempfindlichkeitsreaktionen (wie Nesselsucht), Appetitlosigkeit, erhöhten Blutdruck und Zittern verursachen.

Gelegentlich berichten Patienten von Gewichtsverlust, Verwirrtheit, Konzentrationsstörungen und beschleunigtem Herzschlag.

Mehr über mögliche Nebenwirkungen erfahren Sie in der Packungsbeilage Ihres Bupropion-Medikaments. Wenn Sie solche unerwünschten Begleiterscheinungen der Einnahme vermuten, wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder Ihre Apotheke.

Menschen mit Depressionen entwickeln manchmal Suizidgedanken. Solche Gedanken können sich zunächst verstärken, sobald man mit der Einnahme von Antidepressiva beginnt. Es dauert nämlich einige Zeit, bis die Medikamente ihre volle Wirkung entfalten.

Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Bupropion kann unter anderem Schwindel, Konzentrations- und Koordinationsstörungen verursachen. Achten Sie deshalb zu Behandlungsbeginn auf solche Nebenwirkungen, bevor Sie ein Fahrzeug führen oder eine Maschine bedienen. 

Wann sollte man Bupropion nicht einnehmen?

Erwachsene sollten Bupropion nicht anwenden bei:

  • Allergie auf den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Medikaments
  • Tumoren des zentralen Nervensystems
  • schwerer Leberzirrhose
  • gleichzeitiger Einnahme von Monoaminooxidase-Hemmern (MAO-Hemmer - ebenfalls Mittel gegen Depressionen)
  • Epilepsie
  • Essstörungen (wie Bulimie oder Magersucht)

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist Bupropion nicht zugelassen.

Diese Wechselwirkungen können bei Bupropion auftreten

Bestimmte Medikamente beschleunigen den Abbau von Bupropion. Womöglich verringert sich dadurch dessen Wirkung. Zu diesen Medikamenten gehören:

Umgekehrt hemmt Bupropion den Abbau einiger Medikamente. Wenn Sie eines der folgenden Medikamente anwenden, sollten Sie sich daher zuvor von Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder in der Apotheke beraten lassen:

Bupropion in der Schwangerschaft und Stillzeit

Für die Behandlung einer Depression während der Schwangerschaft gibt es besser untersuchte Wirkstoffe als Bupropion. Sind Sie jedoch schon davor stabil auf Bupropion eingestellt, raten Experten die Therapie fortzuführen. Sprechen Sie diesbezüglich mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Schwangere sollten Bupropion nicht zur Raucherentwöhnung einnehmen. Generell sollten Frauen in der Schwangerschaft ohne medikamentöse Hilfe versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Die Fixkombination aus Bupropion und Naltrexon zur Gewichtsreduktion ist nicht für schwangere Frauen geeignet. Auch Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten das Kombipräparat nicht einnehmen.

Frauen in der Stillzeit wird von dem Kombinationspräparat ebenfalls abgeraten. Präparate, die Bupropion allein enthalten (zur Behandlung von Depressionen oder zur Raucherentwöhnung), sollte stillende Mütter nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen. Der Wirkstoff und seine Stoffwechselprodukte gehen nämlich in die Muttermilch über. Beobachten Sie deshalb Ihr Kind, damit Sie mögliche Auswirkungen frühzeitig erkennen.

Entwickelt das Stillkind Symptome wie Krämpfe, Unruhe, Erbrechen, Durchfall oder Ruhigstellung (Sedierung), die sich nicht anderweitig erklären lassen (etwa mit einer Infektion), sollten Sie zu Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin gehen.

So erhalten Sie Medikamente mit Bupropion

Bupropion ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur mit Rezept in der Apotheke erhältlich. Das Gleiche gilt für die in der EU zugelassene Fixkombination aus Bupropion und Naltrexon zur Gewichtsreduktion.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Felix Hintermayer
Christopher Waxenegger
Mag. pharm.  Christopher Waxenegger

Christopher Waxenegger studierte Pharmazie an der Universität Wien. Es folgten die erfolgreiche Fachprüfung für den Apothekerberuf sowie die freie Mitarbeit in einer Arztpraxis mit dem Schwerpunkt Medikationsanalyse. Seit 2020 widmet er sich dem Fachjournalismus und verfasst Sachtexte zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Im Urlaub erkundet Christopher gerne die schottischen Highlands und genießt die Ruhe der Natur.

Quellen:
  • European Medicines Agency (EMA): Mysimba: EPAR – product information (Stand: 21.07.2023), unter; https://ema.europa.eu (Abruf: 07.07.2023)
  • Fachinformation zu Bupropion-Präparaten (Deutschland): www.dimdi.de (Abruf: 07.07.2023)
  • Fachinformation zu Bupropion-Präparaten (Österreich): https://aspregister.basg.gv.at (Abruf: 07.07.2023)
  • Fachinformation zu Bupropion-Präparaten (Schweiz): www.swissmedicinfo.ch (Abruf: 07.07.2023)
  • Friese, K. et al.: Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 8. Auflage, 2016
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020
  • Karow, T. et Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021
  • Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin: Bupropion, unter: www.embryotox.de (Abruf: 07.07.2023)
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