Minipille

Von , Biologin
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Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Silke Stadler

Silke Stadler ist Online-Medizinredakteurin und seit 2023 Teil des Teams von NetDoktor und mylife.de. Ihre Leidenschaft für Gesundheits- und Ernährungsthemen entdeckte Silke bereits 2008 während eines Studiums der Ethnologie. Seit ihrem Magisterabschluss stehen daher nicht andere Kulturen, sondern Medizintexte im Zentrum ihres beruflichen Interesses.

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Die Minipille (Gestagenpille) wird häufig mit der Mikropille verwechselt. Die Gestagenpille verhindert zwar ebenfalls auf hormonelle Weise eine Schwangerschaft, enthält jedoch kein Östrogen, sondern ausschliesslich Gestagen. Welche Vorteile die Minipille hat, welche Nebenwirkungen auftreten können und was Sie bei der Anwendung beachten sollten, erfahren Sie hier.

Minipille

Was ist die Minipille?

Bei der Minipille handelt es sich – im Unterschied zur östrogen- und gestagenhaltigen Mikropille – um eine östrogenfreie Anti-Baby-Pille. Sie enthält ausschliesslich ein Gestagen als Wirkstoff (Levonorgestrel, Desogestrel oder Drospirenon). Deshalb nennt man sie oft auch Gestagenpille.

Gestagene sind künstlich hergestellte Gelbkörperhormone. Sie ahmen die Wirkung des körpereigenen Gelbkörperhormons – Progesteron genannt – nach.

Die Minipille sorgt mit der regelmässigen Gestagen-Zufuhr dafür, dass sich der Schleim im Gebärmutterhals (Zervixschleim) anhaltend über den ganzen Zyklus verdickt. Spermien können ihn nicht durchdringen, was eine Befruchtung der Eizelle verhindert.

Ausserdem unterdrückt das Gelbkörperhormon wirkungsvoll den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, so dass sich eine möglicherweise dennoch befruchtete Eizelle nicht einnisten kann.

Die neueren Varianten der Minipille mit dem Wirkstoff Desogestrel beziehungsweise Drospirenon unterdrücken zusätzlich den Eisprung.

Wie wird die Minipille angewendet?

Frauen, die erstmals mit der Minipille verhüten, nehmen die erste Tablette am ersten Tag der Menstruationsblutung ein und sind ab diesem Zeitpunkt vor einer Empfängnis geschützt. Fangen Sie später im Zyklus mit der Einnahme an, müssen Sie an den sieben darauffolgenden Tagen zusätzlich verhüten (zum Beispiel mit Kondomen).

Minipille mit Levonorgestrel

Die Minipille mit Levonorgestrel gilt als veraltet. Sie unterdrückt nicht den Eisprung (Ovulation), weshalb sie eine Schwangerschaft nicht ganz so sicher verhindert wie die Minipille mit Desogestrel oder die Mikropille.

Minipille mit Desogestrel

Die Minipille mit dem Gestagen Desogestrel bietet einen zusätzlichen Schutz, weil es während der Einnahme nicht zum Eisprung kommt. Somit gilt dieser östrogenfreie Ovulationshemmer als ebenso sicher wie die Mikropille.

Minipille mit Drospirenon

Die Minipille mit dem Gestagen Drospirenon hemmt – wie auch die Minipille mit Desogestrel – den Eisprung und gilt daher als sehr sicher.

Wie sicher ist die Minipille?

Der Pearl-Index zur Bewertung der Sicherheit von Verhütungsmethoden schwankt je nach Minipille-Präparat zwischen 0,5 und 3. Je kleiner der Wert, desto effektiver ist die Verhütungsmethode. Ein Wert von 0,5 besagt etwa, dass innerhalb eines Jahres bei korrekter Anwendung des Verhütungsmittels nur fünf von 1.000 Anwenderinnen schwanger werden.

Durchfall kann die Aufnahme des Pillenwirkstoffs beeinträchtigen und den Empfängnisschutz gefährden. In diesem Fall sollten Sie zusätzlich verhüten.

Ausführliche Informationen zu dem Thema erhalten Sie im Beitrag „Pille und Durchfall“.

Wenn Sie innerhalb von drei bis vier Stunden nach der Einnahme der Minipille erbrechen, schlucken Sie eine neue Pille, die Sie einer Reservepackung entnehmen sollten. Gehen Sie dann so vor, als hätten Sie die Pille vergessen (siehe unten). Bei Erbrechen, das länger als drei bis vier Stunden nach der Pilleneinnahme anhält, sollten Sie zusätzlich verhüten.

Minipille vergessen – was nun?

Haben Sie die Pille vergessen, holen Sie die Einnahme so rasch wie möglich nach, selbst wenn Sie dann an einem Tag zwei Stück schlucken. An den Folgetagen setzen Sie die Einnahme zur gewohnten Tageszeit fort.

Unter Umständen ist der Empfängnisschutz nicht mehr gewährleistet. Dann müssen Sie für die folgenden sieben Tage zusätzlich mit Kondom oder Diaphragma verhüten.

Wie lange Sie die Einnahme der Minipille nachholen können, ohne den Empfängnisschutz zu verlieren, erfahren Sie im Beitrag „Pille vergessen“.

Hatten Sie bis zu einer Woche vor der vergessenen Tablette Geschlechtsverkehr, könnten Sie trotz Pille schwanger sein. Lassen Sie sich in diesem Fall von Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt beraten. Unter Umständen kann die "Pille danach" als Notfallverhütung (Notfallkontrazeptivum) empfehlenswert sein.

Vorsicht bei Reisen mit Zeitverschiebung: Hier müssen Sie - gerade bei Minipillen mit kurzen Einnahmefristen - besonders aufpassen, keine Pille zu vergessen!

Risiken und Nebenwirkungen der Minipille

Die häufigste Nebenwirkung der Minipille sind Blutungsstörungen. Insbesondere in den ersten Monaten der Einnahme sollten Sie mit Unregelmässigkeiten im Zyklus rechnen. Zwischen- und Schmierblutungen treten in dieser Zeit relativ häufig auf. Auch ein Ausbleiben der Blutung ist nicht selten und für viele Frauen beunruhigend.

Weitere Nebenwirkungen der Pille können beispielsweise sein:

Ausserdem gilt für die Minipille das Gleiche wie für andere Verhütungspillen: Sie schützt nicht vor HIV oder anderen Geschlechtskrankheiten.

Wechselwirkungen der Minipille

Ähnlich wie bei der Mikropille setzen auch bei der Minipille einige Medikamente die Wirksamkeit herab. Hierzu zählen zum Beispiel:

Wenn Sie solche Mittel einnehmen müssen, sollten Sie vorübergehend oder dauerhaft eine andere Form der Verhütung wählen.

Auch die Kombination aus Johanniskraut und Pille setzt den Empfängnisschutz herab. Aktivkohle (bei Durchfall und Vergiftungen) könnte die Wirksamkeit der Pille ebenfalls mindern.

Die Minipille wiederum kann die Wirkung anderer Medikamente beeinträchtigen. Dazu gehören etwa Mittel gegen Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Krampfanfälle, Asthma oder Migräne.

Wenn Sie hormonell verhüten, ist es grundsätzlich zu empfehlen, die Beipackzettel aller angewendeten Medikamente auf mögliche Wechselwirkungen zu prüfen. Oder Sie lassen sich in der Apotheke hierzu beraten!

Für wen eignet sich die Minipille?

Bei der Gestagen-Pille geht das Hormon nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Milchmenge und -zusammensetzung werden dabei nicht beeinflusst. Ärzte und Ärztinnen empfehlen die Minipille daher insbesondere stillenden Müttern, die hormonell verhüten möchten.

Aber auch für Frauen, die beispielsweise aufgrund eines erhöhten Risikos für Thrombose oder Embolien östrogenhaltige Verhütungsmittel meiden sollten, ist die Minipille eine Alternative.

Gegenanzeigen

In folgenden Fällen sollten Sie die Minipille nach Angaben der Hersteller nicht verwenden:

  • aktive venöse thromboembolische Erkrankungen: Bildung von Blutgerinnseln, die ein Gefäss verstopfen – entweder am Ort ihrer Entstehung (Thrombose) oder an anderer Stelle (Embolie)
  • vorausgegangene oder bestehende schwere Lebererkrankungen bis zur Normalisierung der Leberwerte
  • schwere Niereninsuffizienz oder akutes Nierenversagen
  • bestehende oder vermutete Geschlechtshormon-abhängige bösartige Tumoren (z.B. bestimmte Arten von Brustkrebs)
  • nicht abgeklärte Scheidenblutungen (vaginale Blutungen)
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen anderen Inhaltsstoff der Minipille

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Silke Stadler ist Online-Medizinredakteurin und seit 2023 Teil des Teams von NetDoktor und mylife.de. Ihre Leidenschaft für Gesundheits- und Ernährungsthemen entdeckte Silke bereits 2008 während eines Studiums der Ethnologie. Seit ihrem Magisterabschluss stehen daher nicht andere Kulturen, sondern Medizintexte im Zentrum ihres beruflichen Interesses.

Quellen:
  • Deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): Broschüre „Sichergehn“ (Stand: April 2019), unter: shop.bzga.de (Abrufdatum: 28.03.2024)
  • Fachinformationen zu Minipillen mit Drospirenon bzw. Desogestrel (Österreich), unter: https://aspregister.basg.gv.at (Abrufdatum: 28.03.2024)
  • Fachinformationen zu Minipillen mit Drospirenon bzw. Desogestrel (Schweiz), unter: www.swissmedicinfo.ch (Abrufdatum: 28.03.2024)
  • Fachinformationen zu Minipillen mit Drospirenon, Desogestrel bzw. Levonorgestrel (Deutschland), unter: www.dimdi.de (Abrufdatum: 28.03.2024)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG): Hormonelle Empfängnisverhütung, Stand: August 2019, unter: www. register.awmf.org (Abrufdatum: 28.03.2024)
  • Tramantona, A.: Kontrazeption Teil I – Die Pille, in: J Gynäkol Endokrinol 2015, 25;27
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