Naproxen

Von Karina Suchowski
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Der Wirkstoff Naproxen ist ein gut verträgliches und häufig verwendetes Schmerzmittel. Vor allem in den USA wird es oft angewendet. Wegen seiner schmerzstillenden, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Eigenschaften kommt es besonders in der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen der Gelenke zum Einsatz. Lesen Sie mehr über die Wirkung von Naproxen, Nebenwirkungen sowie Anwendung.

Hände mit Tablette und Tablettenblister

So wirkt Naproxen

Naproxen zählt zu den nichtsteroidalen Entzündungshemmern (engl. non-steroidal antiinflammatory drugs, NSAID). Es wirkt wie alle NSAID schmerzstillend (analgetisch), fiebersenkend (antipyretisch) und entzündungshemmend (antiphlogistisch).

Diese Wirkungen kommen dadurch zustande, dass Naproxen das Enzym Cyclooxygenase (COX) hemmt. Das vermindert die Neubildung der Prostaglandine - Botenstoffe, die an der Schmerzvermittlung, an Entzündungsprozessen und an der Entstehung von Fieber beteiligt sind. Die antientzündliche Wirkung kommt ausserdem durch die Anreicherung des Wirkstoffes in entzündetem Gewebe zustande.

Naproxen ist ein Standardtherapeutikum bei rheumatischen Schmerzen sowie nichtrheumatischen schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen. Auch bei einem akuten Gichtanfall kommt es zum Einsatz.

Aufnahme und Abbau

Naproxen ist chemisch gesehen dem bekannten Schmerzmittel Ibuprofen sehr ähnlich, ist aber im Körper länger verfügbar als dieses. Der Wirkstoffanteil einer Naproxen-Tablette wird im Darm vollständig in die Blutbahn aufgenommen. Erst 15 Stunden nach der Einnahme ist die Hälfte vom Körper abgebaut.

Es handelt sich also um einen Arzneistoff mit einer langen Wirkdauer. Diese längere Wirksamkeit ist allerdings auch mit stärkeren Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt verbunden.

Über die Leber wird der Wirkstoff schliesslich inaktiviert und über die Nieren vollständig aus dem Körper ausgeschieden.

Wann wird Naproxen angewendet?

Wegen seiner schmerzstillenden, fiebersenkenden sowie entzündungshemmenden Wirkung kommt Naproxen hauptsächlich bei chronisch entzündlichen Erkrankungen der Gelenke und anderen entzündlichen rheumatischen Beschwerden zur Anwendung. So wird der Wirkstoff angewendet bei Schmerzen bedingt durch:

  • akute und chronische Entzündung der Gelenke (Arthritis)
  • Gichtanfall
  • Gelenkverschleiss (Arthrose)
  • schmerzhafte Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen
  • krampfartigen, schmerzhaften Beschwerden während der Regelblutung

Niedrig dosiert wird der Wirkstoff bei leichten bis mässig starken Schmerzen eingesetzt wie etwa Kopfschmerzen, Migräne und Zahnschmerzen sowie bei Fieber. Wegen seiner lang anhaltenden Wirksamkeit ist Naproxen auch zur Behandlung von länger andauernden Schmerzen gut geeignet.

So wird Naproxen angewendet

Naproxen wird in Form von Tabletten zu den Mahlzeiten eingenommen. Bei starken Schmerzen ist auch eine Einnahme auf nüchternen Magen möglich - Naproxen gelangt dann schneller in den Körper, kann also schneller wirken. Für Kinder stehen in Deutschland und Österreich auch Suspensionen (Saft) mit dem Wirkstoff zur Verfügung.

Das Schmerzmittel kann zwei- bis dreimal täglich alle acht bis zwölf Stunden eingenommen werden. Die Tageshöchstdosis von 1250 Milligramm darf aber nicht überschritten werden. Auch sollten nicht mehr als 1000 Milligramm Naproxen auf einmal eingenommen werden.

Für eine antientzündliche und fiebersenkende Wirkung muss Naproxen höher dosiert eingesetzt werden als zur Behandlung von Schmerzen. Darüber hinaus ist bei rheumatischen Erkrankungen oft eine Anwendung über einen längeren Zeitraum nötig. Beides - höhere Dosierung und längere Anwendung - kann mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden sein.

Grundsätzlich sollte die Anwendung von NSAID wie Naproxen immer in möglichst niedrigen Dosen und so kurz wie möglich erfolgen.

Welche Nebenwirkungen hat Naproxen?

Im Allgemeinen ist Naproxen (so wie das chemisch verwandte Ibuprofen) bei zeitlich begrenzter Anwendung gut verträglich. Zu Nebenwirkungen kommt es vor allem aufgrund der Hemmung der Prostaglandin-Produktion. Die Botenstoffe haben nämlich neben ihrer Beteiligung an Entzündungen, Schmerzvermittlung und Fieber noch andere wichtige Funktionen wie den Aufbau der Magen- und Darmschleimhaut.

Sehr häufige Nebenwirkungen von Naproxen sind daher Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre.

Seltene Naproxen-Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Seh- und Hörstörungen (Ohrensausen) sowie Reizbarkeit.

Bei lang andauernder Einnahme kann sich zudem ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz (Analgetika-Kopfschmerz) entwickeln.

Weitere NSAID-typische Nebenwirkungen treten selten auf. Dazu zählen zum Beispiel Hautausschlag (Exanthem), plötzlich auftretende Schwellung der Unterhaut (Angioödem) und Störung der Blutbildung.

Wann sollte man Naproxen nicht einnehmen?

Die Einnahme von Naproxen-Tabletten ist altersabhängig und darf für Kinder und Jugendliche erst ab dem Alter von 11 Jahren erfolgen (in geringer Dosierung). Der Naproxen-Saft ist dagegen bereits für Kinder ab 2 Jahren zugelassen.

Gegenanzeigen und Wechselwirkungen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:

  • bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Magen-Darm-Blutungen in der Vergangenheit
  • ungeklärten Blutbildungs- und Blutgerinnungsstörungen
  • schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung
  • schwerer Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Naproxen darf nicht zusammen mit folgenden Substanzen eingenommen werden:

  • Wirkstoffe zur Blutverdünnung (orale Antikoagulantien)
  • bestimmte Substanzen zur Therapie von Herzschwäche (Digoxin) oder Epilepsie (Phenytoin)
  • Glukokortikoide ("Kortison")

Bei gleichzeitiger Einnahme von Naproxen und Acetylsalicylsäure (ASS) zur Blutverdünnung verliert ASS seine Wirksamkeit. Die Einnahme der beiden Wirkstoffe muss daher zeitversetzt erfolgen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Im dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) ist Naproxen kontraindiziert - so wie auch andere NSAID.

Im ersten und und zweiten Trimenon sowie in der Stillzeit sollte auf alternative Wirkstoffe zurückgegriffen werden, mit deren Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit grössere Erfahrung besteht - zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen. Eine Anwendung von Naproxen ist bei zwingender Notwendigkeit unter ärztlicher Anleitung jedoch möglich.

So erhalten Sie Medikamente mit Naproxen

Naproxen ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Einnahme "auf eigene Faust" (Selbstmedikation) in Form von Tabletten mit maximal 200 mg Naproxen (entspricht 220 mg Naproxen-Natrium) rezeptfrei erhältlich.

Höhere Dosierungen, Kombinationspräparate und Naproxen-Saft sind dagegen verschreibungspflichtig. Naproxen-Saft ist in der Schweiz nicht erhältlich.

Seit wann ist Naproxen bekannt?

Im Jahre 1994 wurde Naproxen in den USA als Schmerzmittel zugelassen. 1999 wurde der Wirkstoff in Deutschland zur Behandlung von leichten bis mässig starken Schmerzen und Fieber zugelassen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Quellen:
  • Aktories K et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013
  • Geisslinger G et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020
  • Lemmer B et Brune K (Hrsg.): Pharmakotherapie - Klinische Pharmakologie, 14. Auflage, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2010
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Naproxen, unter: www.embryotox.de (Abruf: 31.05.2021)
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