Blutabnahme

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Die Blutabnahme (Blutentnahme) ist eine invasive Massnahme zur Gewinnung von Blut. Hierbei werden die venöse Blutentnahme, die kapillare Blutentnahme und die arterielle Blutabnahme unterschieden. Lesen Sie alles Wichtige über die verschiedenen Techniken der Blutabnahme, wann sie nötig ist und welche Risiken sie birgt. 

Blutabnahme

Was ist eine Blutabnahme?

Bei einer Blutabnahme entnimmt ein Arzt oder eine Fachkraft aus dem Blutgefässsystem Blut zur Untersuchung. Dabei wird sorgfältig auf keimfreie (aseptische) Bedingungen geachtet, um das Risiko einer Infektion der Stichstelle so gering wie möglich zu halten.

Kapillare Blutentnahme

Die Kapillaren sind die feinste Blutgefässe, die das arterielle und das venöse System miteinander verbinden. Sie können zur Blutentnahme genutzt werden, wenn nur sehr kleine Blutmengen zur Untersuchung benötigt werden. Für diese kapillare Blutentnahme sticht man Fingerkuppe, Ohrläppchen oder Ferse (beim Säugling) mit einer Lanzette an und nimmt ein oder mehrere Tropfen des austretenden Blutes auf. Es wird auf seine Zusammensetzung oder besonders häufig auf die Blutzuckerwerte, die Blutgaswerte und den pH- und Laktatwert untersucht.

Venöse Blutentnahme

Die venöse Blutentnahme ist das Standardverfahren zur Blutgewinnung. Mit Hilfe einer Hohlnadel werden dabei Venen - meist in der Armbeuge oder am Unterarm - punktiert.

Arterielle Blutabnahme

Die arterielle Blutabnahme wird vor allem zur Durchführung einer Blutgasanalyse gemacht. Sie ist seltener als die venöse Blutentnahme, da die sauerstoffreichen Arterien tiefer als die sauerstoffarmen Venen liegen und somit schwerer zu erreichen sind. Auch ist hierbei wegen des hohen Blutdrucks in den Arterien die Gefahr einer Nachblutung wesentlich grösser.

Wann macht man eine Blutabnahme?

Eine Blutabnahme dient in erster Linie dem Informationsgewinn. Im Rahmen einer Blutuntersuchung kann das Kleine Blutbild erstellt werden. Es gibt die Anzahl der einzelnen Blutzellen an , also der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weissen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Ausserdem werden unter anderem die Konzentration an Hämoglobin, verschiedene Erythrozyten-Parameter (wie MCV) und der Hämatokrit gemessen.

Beim Differenzialblutbild wird der Anteil der verschiedenen Untergruppen der weissen Blutkörperchen (z.B. Lymphozyten, Monozyten) bestimmt.

Das kleine Blutbild und das Differenzialblutbild zusammen ergeben das Grosse Blutbild.

Oft ist die Blutentnahme auch nötig, um im Blutserum (= flüssiger Anteil des Blutes ohne Blutzellen und Gerinnungsfaktoren) enthaltene Substanzen genauer zu bestimmen - etwa Blutzucker, Blutfette (wie Cholesterin), Enzyme (wie CRP) und Hormone.

In vielen Fällen braucht man eine Blutabnahme auch für die Blutgasanalyse.

Von solchen Blutuntersuchungen abgesehen kann auch eine Blutspende der Grund für eine Blutabnahme sein.

Was macht man bei einer Blutabnahme?

Die häufigste Art ist die venöse Blutentnahme aus der Ellenbeuge:

Zuerst wird eine Manschette, der sogenannte Stauschlauch, am Oberarm des Patienten angelegt und so fest zugezogen, dass sich einerseits das Blut in den Venen stauen kann, andererseits der arterielle Puls immer noch zu tasten ist.

Dann ertastet der Arzt die beste Punktionsstelle und desinfiziert sie sorgfältig. Nun punktiert er die Vene mit einer Nadel oder mit Hilfe eines sogenannten Butterfly-Systems, bei dem die Nadel zusätzlich durch zwei Flügel geführt wird. Der Stich durch die Haut kann einen leichten, kurzen Schmerz auslösen. An das Ende der Nadel werden Blutabnahmeröhrchen aufgesteckt, bei denen man durch Ziehen am Stempel vorsichtig einen Unterdruck erzeugt, um das Blut-Abnehmen zu beschleunigen.

Ist das Röhrchen genügend befüllt, wird es von der Nadel genommen, der Stempel abgeknickt und das Röhrchen ein paar Mal gekippt. Dies führt dazu, dass sich das Blut mit Gerinnungshemmern oder anderen Reagenzien, die sich bereits in den Röhrchen befinden, verbindet und nicht klumpt. Am geläufigsten ist das EDTA-Blut, bei dem durch im Röhrchen enthaltenes Ethylendiamintetraacetat (EDTA) die Blutbestandteile ungebunden bleiben. Nur so können die Blutzellen im Labor untersucht werden.

Zuletzt öffnet der Arzt den Stauschlauch, zieht die Nadel und drückt mit einer Kompresse auf die Einstichstelle, damit kein Bluterguss entsteht. Ein Pflaster schützt vor Infektionen.

Für eine arterielle Blutentnahme wählt der Arzt meist eine Arterie in der Leiste oder am Handgelenk. Da die Arterien tiefer als die Venen liegen, ist dieses Verfahren invasiver und wird nur dann angewendet, wenn die Untersuchung des arteriellen Bluts (z.B. zur Messung des Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalts oder pH-Werts) geboten ist.

Im Gegensatz dazu wird die kapillare Blutentnahme vor allem dann eingesetzt, wenn die benötigte Blutmenge nur sehr gering ist. Dafür wird die Haut nach der Desinfektion lediglich mit einer scharfen Lanzette angeritzt. Das austretende Blut wird mit einem Messstreifen oder einem sehr dünnen Glasröhrchen aufgenommen. Falls erforderlich, wird die kapillare Durchblutung zuvor mit einem warmen Wasserbad, Massieren oder einer speziellen Salbe gesteigert.

Muss ich zur Blutabnahme nüchtern erscheinen?

Es ist in sehr vielen Fällen wichtig, dass Sie nüchtern zur Blutabnahme kommen, damit Ihre Blutwerte möglichst wenig beeinflusst werden. Was bedeutet aber "nüchtern zur Blutabnahme"? Im Prinzip heisst das, dass Sie acht bis zwölf Stunden zuvor nichts mehr essen sollten. Dadurch lassen sich Ihre Blutwerte besser vergleichen, da Nahrung verschiedene Messwerte beeinflusst, vor allem Blutzucker- und Blutfettwerte. Aber auch der Enzymhaushalt ändert sich, sobald die Organe mit der Verdauung beginnen.

Erlaubt während der "Nüchtern-Phase" sind aber Wasser und Tee ohne Zucker und Milch. Kaffee trinken vor der Blutabnahme sollten Sie hingegen lieber unterlassen.

Vor einer Nüchternabnahme ist auch Rauchen nicht ratsam, da Nikotin ähnlich wie Koffein einen Anstieg oder Abfall verschiedener Hormone bewirken kann.

Wenn Sie Medikamente nehmen, besprechen Sie im Vorfeld mit Ihrem Arzt, inwieweit Sie diese weiter nehmen sollen.

Welche Risiken birgt eine Blutabnahme?

Bei der diagnostischen Blutabnahme besteht keine nennenswerte Infektions- oder Verletzungsgefahr. Eventuell kann es zu psychisch ausgelösten Kreislaufproblemen kommen, in sehr seltenen Fällen zum Schock. Relativ häufig entwickelt sich an der Punktionsstelle ein blauer Fleck (Bluterguss = Hämatom), der aber meist bald wieder verschwindet.

Was muss ich nach einer Blutabnahme beachten?

Muss der Arzt Blut abnehmen, handelt es sich dabei meist nur um geringe Mengen. Trotzdem sollten Sie sich im Anschluss etwas schonen. Zusätzliche Flüssigkeitszufuhr hilft dem Körper, den Blutverlust schnell wieder auszugleichen.

Damit sich kein blauer Fleck bildet, sollten Sie die Einstichstelle nach Möglichkeit hoch halten und ein paar Minuten auf das Pflaster drücken. Eine anhaltende und kräftige Kompression der Einstichstelle (sobald die Nadel zurückgezogen wurde) kann nämlich verhindern, dass nach der Blutabnahme sehr grosse Blutergüsse (Hämatome) im Gewebe oder unter der Haut bilden - besonders bei Blutentnahmen aus der Arterie oder bekannten Störungen der Blutgerinnung.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Valeria Dahm
Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • Kiefel, V.: Transfusionsmedizin und Immunhämatologie: Grundlagen – Therapie – Methodik, Springer-Verlag, 4. Auflage, 2011
  • Kirschnick, O.: Pflegetechniken von A – Z, Thieme-Verlag, 5. Auflage, 2016
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich