Gelbsucht

Von , Zahnärztin
und , Medizinjournalistin
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Bei einer Gelbsucht (Ikterus) erscheinen Haut, Schleimhäute und die Lederhaut der Augen gelb. Verantwortlich dafür ist Bilirubin. Der gelblich-braune Farbstoff entsteht beim Abbau ausgedienter roter Blutkörperchen. Normalerweise wird er mit dem Stuhl und Urin ausgeschieden. Verschiedene Krankheiten stören diesen Prozess jedoch, sodass sich Bilirubin im Gewebe ablagert und es verfärbt. Lesen Sie hier alles über die Gelbsucht, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Gelbfärbung der Augen bei Gelbsucht

Kurzübersicht

  • Ursachen: Leberentzündung (Hepatitis), Leberzirrhose, Leberkrebs und Lebermetastasen, Gallensteine, Gallentumor, Sichelzellanämie, künstliche Herzklappen, Rechtsherzschwäche, Vergiftungen, bestimmte Medikamente
  • Wann zum Arzt? Immer – besonders wenn zur Gelbfärbung von Haut, Schleimhaut bzw. Augen weitere Warnsignale hinzukommen wie heller Stuhl bzw. Fettstuhl, dunkler Urin, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall, Appetitlosigkeit, ungewollter Gewichtsverlust, Bauchwassersucht (Aszites), Fieber, Verwirrtheit, Desorientierung, starker Mundgeruch
  • Behandlung: Sehr unterschiedlich, je nach Ursache, z. B. antivirale Medikamente, Alkohol-Entzug, Entfernung von Gallensteinen oder Tumoren, Lebertransplantation
  • Diagnostik: Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren wie Ultraschall
  • Vorbeugen: Mässiger Alkoholkonsum bzw. Verzicht auf Alkohol; fettarme Ernährung, Impfung gegen Hepatitis, Gesundheits-Empfehlungen bei Reisen in Hepatitis-gefährdete Länder beachten

Was ist Gelbsucht und wie äussert sie sich?

Gelbsucht (Ikterus) ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Dabei färben sich Haut, Schleimhaut, Augen und Körperflüssigkeiten gelb. Oft wird die Leberentzündung (Hepatitis) fälschlicherweise mit einer Gelbsucht gleichgesetzt. Eine Gelbsucht bei Erwachsenen unterscheidet sich von der sogenannten Neugeborenengelbsucht.

Wie lange das Symptom Gelbsucht andauert und wie die Erkrankung verläuft, hängt von der Ursache ab und ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Entstehung von Gelbsucht

Bei der Entstehung von Gelbsucht spielt der Abbau roter Blutkörperchen (Erythrozyten) eine Rolle:

Die roten Blutkörperchen haben eine Lebensdauer von etwa 120 Tagen. Danach werden sie in Leber und Milz abgebaut. Dabei entsteht als Nebenprodukt das sogenannte Bilirubin. Der gelblich-braune Farbstoff ist nicht wasserlöslich. Um im Blut transportiert zu werden, wird er an das grosse Eiweissmolekül Albumin gebunden – Mediziner sprechen dann von indirektem Bilirubin.

In der Leber wird das Bilirubin freigesetzt und durch Bindung an Glucuronsäure wasserlöslich gemacht. In dieser Form heisst es direktes Bilirubin. Die Leber bildet ausserdem Gallenflüssigkeit, mit der das direkte Bilirubin in die Gallenblase gelangt. Diese speichert die Galle mit dem darin enthaltenen Bilirubin zunächst.

Im Zuge der Verdauung gibt sie sie dann bei Bedarf über den Gallengang in den Zwölffingerdarm und weiter in den Darm ab. Ein grosser Teil des früheren Bilirubins wird in veränderter Form über den Stuhl ausgeschieden, was dessen braune Farbe erklärt. Ein weiterer Teil verlässt den Körper über den Urin, der dadurch bräunlich erscheint.

Bilirubin-Ablagerung im Gewebe

Die Bilirubinkonzentration im Blut ist normalerweise gering. Bestimmte Faktoren erhöhen jedoch den Bilirubingehalt. Steigen die Werte auf mehr als zwei Milligramm pro Deziliter (mg/dl) an, lagert sich der Farbstoff im Gewebe ab.

Sichtbar wird dies zuallererst an den Augen. Dort verfärbt sich die Bindehaut und lässt die normalerweise weisse Lederhaut gelb erscheinen. Steigt die Bilirubin-Konzentration im Blut weiter an, färben sich auch Haut und Schleimhäute gelb.

Neben der Gelbfärbung ist Juckreiz charakteristisch für die Gelbsucht. Bei der stark ausgeprägten Hyperbilirubinämie (Gesamt-Bilirubin ≥ 1,1 mg/dl) sind manchmal sogar die Organe gelb verfärbt.

Ursachen für Gelbsucht

Die Leber spielt bei der Entstehung der Gelbsucht eine wichtige Rolle. Dort wird das Bilirubin nämlich chemisch aufbereitet und über die Galle zur Weiterverarbeitung in den Darm geleitet. Dennoch muss eine Lebererkrankung nicht immer der Grund für eine Gelbsucht sein. Man unterteilt die Ursachen deshalb mithilfe der nachfolgenden Aspekte:

Hämolytischer Ikterus (Prähepatische Gelbsucht)

Wenn die Leber es nicht schafft, indirektes Bilirubin zügig abzubauen, lagert es sich im Gewebe ab – es kommt zur typischen Gelbfärbung von Haut und Augen. Da die Ursache hier nicht in der Leber selbst, sondern in vorgelagerten Prozessen liegt, bezeichnen Mediziner diese Gelbsucht auch als "prähepatisch".

Verantwortlich dafür sind meist Blutkrankheiten, bei denen die roten Blutkörperchen kürzer leben als normalerweise und deshalb vermehrt abgebaut werden. Ein Beispiel für so eine Erkrankung ist die Sichelzellanämie (Erbkrankheit, bei der sich die roten Blutzellen sichelförmig verformen). Auch künstliche Herzklappen, Virusinfekte, Gifte und bestimmte Medikamente reduzieren in einigen Fällen die Lebensdauer der roten Blutkörperchen.

Hepatischer Ikterus

Die Leber spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung des Bilirubins. Sie wandelt es chemisch um und leitet es weiter an die Gallenblase. Von dort gelangt es in den Darm. Verschiedene Erkrankungen stören diese Prozesse empfindlich.

Wenn die Leber die Weiterverarbeitung nicht mehr schafft, staut sich das Bilirubin im Blut und lagert sich schliesslich im Gewebe ab. Ist die Ursache der Gelbsucht innerhalb der Leber zu finden, spricht man von intrahepatischem Ikterus. Die Ursachen für eine leber-bedingte Gelbsucht sind vielfältig:

Virushepatitis: Hepatitisviren (Hepatitis A, B, C, D oder E) lösen oft eine akute Leberentzündung aus. Zu den Beschwerden gehören Müdigkeit, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit, Erbrechen und Übelkeit, Bauchschmerzen sowie Gelbsucht. Typisch ist zudem die Verfärbung von Stuhl und Urin: Der Stuhl ist hell, der Urin dunkel gefärbt. Geht die akute in eine chronische Hepatitis über, entstehen daraus mitunter Leberzirrhose und Leberkrebs. Bis heute zählt die Hepatitis B zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Menschheit.

Leberzirrhose: Chronische Lebererkrankungen verändern häufig das Lebergewebe. Es kommt dann zu einem Umbau des Organs mit grossflächigen Vernarbungen. Die Leber erfüllt immer schlechter ihre Aufgaben. Die Hauptursachen der Leberzirrhose sind Alkoholabhängigkeit und Virushepatitis. Beschwerden treten erst sehr spät auf, führen aber unbehandelt zum Tod. Die einzige Therapie ist eine Lebertransplantation.

Leberkrebs (Leberzellkarzinom): Tumoren der Leber werden oft erst spät erkannt. Sie führen teilweise zu Schmerzen im Oberbauch, Gelbsucht und Bauchwassersucht (Aszites).

Lebermetastasen: Die Leber ist das zentrale Organ des körpereigenen Stoffwechsels. Wenn irgendwo im Körper eine Krebsgeschwulst sitzt (z. B. im Darm), entstehen deshalb in der Leber oft Tochter-Absiedelungen.

Vergiftungen: Der Verzehr von Giftpilzen oder giftigen chemischen Substanzen schädigt in einigen Fällen die Leber schwer – bis hin zum Leberversagen.

Sepsis: hierbei handelt es sich um eine infektions-bedingte, systemische Entzündungsreaktion, welche unter Umständen zu Organversagen führt.

Eine Sepsis und eine Vergiftung sind Notfälle und müssen unverzüglich unter (intensiv-)medizinischer Versorgung behandelt werden!

Medikamente: Viele Arzneimittel werden in der Leber weiterverarbeitet und lösen möglicherweise eine vorübergehende Gelbsucht aus.

Schwangerschaft: Gelbe Augen und gelbe Haut während der Schwangerschaft weisen manchmal auf eine Schwangerschafts-Vergiftung (Gestose) hin. Auch eine Fettleber kommt hier in Betracht.

Rechtsherz-Insuffizienz: Bei einer rechtsseitigen Herzschwäche staut sich das Blut mitunter bis in die Leber zurück und schädigt dort die Zellen. Die Betroffenen entwickeln eine leichte Gelbsucht mit gelben Augen sowie Wasseransammlungen in den Beinen und im Bauch.

Pfeiffersches Drüsenfieber: Diese vom Epstein-Barr-Virus ausgelöste Infektion wird auch infektiöse Mononukleose oder Kusskrankheit genannt. Sie geht meist mit geschwollenen Lymphknoten, Abgeschlagenheit, Fieber, Rachen- und Mandelentzündung und einer vergrösserten Milz einher. Manchmal entwickeln sich zusätzlich eine Leberentzündung und Gelbsucht.

Zytomegalievirus (CMV): Auch bei einer CMV-Infektion tritt manchmal Gelbsucht auf. Gefährlich wird eine Infektion mit CMV meist bei Neugeborenen oder Menschen mit einer Immunschwäche.

Gelbfieber: In tropischen Gebieten ist das durch Stechmücken übertragene Gelbfiebervirus weit verbreitet. In schweren Fällen kommt es unter anderem zu einem Leberversagen und Gelbsucht. Die Erkrankung endet dann teilweise tödlich.

Angeborene Erhöhung des Bilirubinspiegels: Manche Menschen weisen von Geburt an eine Hyperbilirubinämie auf. Das ist etwa beim harmlosen Morbus Meulengracht (auch Gilbert-Syndrom genannt) der Fall. Betroffene produzieren zu wenig von dem für die Bilirubin-Weiterverarbeitung zuständigen Leberenzym. Die Folge ist eine Gelbsucht mit gelben Augen oder gelblicher bis bronzefarbener Haut. Ansonsten haben die Betroffenen keine Beschwerden. Die Erkrankung wird nicht ärztlich behandelt.

Auslöser von Gelbsucht bei Menschen mit Morbus-Meulengracht sind beispielsweise Alkohol, Stress oder Fasten.

Sehr selten ist ein hoher Bilirubinspiegel im Blut bedingt durch die Erbkrankheit Crigler-Najjar-Syndrom. Hier unterscheidet man Typ I und II, wobei Typ II die mildere Form ist. Bei dieser Krankheit fehlt das Enzym zur Bilirubin-Verarbeitung komplett, oder es hat nur noch eine sehr eingeschränkte Aktivität.

Cholestatischer Ikterus (Posthepatische Gelbsucht):

Hier ist eine Blockade des Hauptgallengangs (Ductus choledochus) für die Gelbsucht verantwortlich. Die Gallenflüssigkeit mit dem Bilirubin staut sich in der Gallenblase und fliesst dadurch nicht in den Zwölffingerdarm ab. Da die Störung hier erst auftritt, nachdem das Bilirubin die Leber passiert hat, spricht man auch von "posthepatischer Gelbsucht" ("nach der Leber").

Folgende Ursachen behindern möglicherweise den Gallenabfluss:

Gallensteine in Gallenblase oder im Gallengang: Besonders Frauen über 40 sind häufig davon betroffen. Neben dem Ikterus sind kolikartige Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen typische Symptome bei Gallensteinen. Aus Gallensteinen entwickeln sich in einigen Fällen langfristig eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).

Tumoren der Gallenblase, des Zwölffingerdarms (Duodenums) oder der Bauchspeicheldrüse sind ebenfalls mögliche Ursachen für einen Gallengang-Verschluss. Meist tritt bei den Betroffenen die Gelbsucht auf, bevor andere Beschwerden hinzukommen.

Ist Gelbsucht ansteckend?

Da es sich bei der Gelbsucht nicht um eine Krankheit, sondern um ein Symptom handelt, ist es auch nicht möglich, sich mit Gelbsucht anzustecken. Wenn eine Infektion mit einem Virus wie dem Hepatitisvirus oder dem Epstein-Barr-Virus zu dem Symptom Gelbsucht führt, ist es aber möglich, sich mit dem Virus zu infizieren.

Wann zum Arzt?

Da gelbe Haut, Schleimhäute oder Augen alarmierend sind, ist es ratsam, diese Symptome vom Arzt abklären zu lassen. Das gilt besonders dann, wenn weitere typische Gelbsucht-Symptome hinzukommen:

  • Verfärbung von Stuhl und Urin: Der Stuhl erscheint teilweise lehmfarben bis farblos, während der Urin dunkel gefärbt ist. Häufig tritt dies bei cholestatischem Ikterus und Hepatitis auf.
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall zählen zu den uncharakteristischen Beschwerden bei vielen Leberleiden.
  • Appetitlosigkeit, ungewollter Gewichtsverlust
  • Bauchwassersucht (Aszites): Zunehmender Bauchumfang bei Leberzirrhose oder -schwäche
  • Ödeme in den Beinen deuten auf eine Rechtsherzinsuffizienz hin.
  • Fieber macht sich bei akuten entzündlichen Erkrankungen bemerkbar, etwa bei Virushepatitis sowie einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase.
  • Fettstuhltritt meist infolge von Gallenerkrankungen wie Gallensteinen (Cholelithiasis) auf.
  • Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit und Desorientierung treten im Endstadium einer Leberzirrhose oder bei Leberversagen auf. Diese Symptome führen zum sogenannten hepatischen Koma.
  • Starker Mundgeruchtritt jedoch erst bei akutem Leberversagen auf.

Ein Ikterus ohne Schmerzen und begleitende Symptome deutet möglicherweise auf eine zugrundeliegende Krebserkrankung hin. Lassen Sie dies unbedingt von einem Arzt abklären!

Ob Sie mit dem Symptom Gelbsucht ins Krankenhaus müssen, entscheidet Ihr behandelnder Arzt.

Behandlung von Gelbsucht

Die Behandlung einer Gelbsucht hängt von der Ursache des Symptoms ab. Im Folgenden sind einige Beispiele für Behandlungsmöglichkeiten aufgeführt:

  • Akute Viruserkrankungen heilen sehr oft von selbst aus. Wenn sie allerdings chronisch werden, verschreibt der Arzt antivirale Medikamente.
  • Bei medikamenten-bedingter Gelbsucht wird der Arzt diese wenn möglich absetzen oder Sie auf andere Medikamente umstellen.
  • Ist ein zu hoher Alkoholkonsum die Ursache für die Gelbsucht, wird der Arzt dazu raten, auf Alkohol zu verzichten. In einigen Fällen ist hierzu ein kontrollierter Entzug nötig.
  • Eine leichte, angeborene Gelbsucht wie durch Morbus Meulengracht, muss nicht behandelt werden. Bei einer schweren Gelbsucht z. B. aufgrund des Crigler-Najjar-Syndroms, behandeln die Ärzte den Patienten mit einer Austauschtransfusion oder Lebertransplantation.
  • Liegt eine prähepatische Gelbsucht vor, wird der Arzt die ursächliche Bluterkrankung behandeln.
  • Bei einem posthepatischen Ikterus entfernt der Chirurg die Ursache für den Gallenstau. Zum Beispiel beseitigt er Gallensteine mithilfe eines endoskopischen Eingriffs. Es ist ausserdem möglich, Verengungen des Gallenganges mit einem Stent (kleines Gitter) zu beheben, welcher den Gang dauerhaft offen hält.
  • Tumore, die eine Gelbsucht auslösen, werden schnellstmöglich entfernt.

Untersuchung der Gelbsucht

In einem persönlichen Gespräch zur Erhebung Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) wird der Arzt Ihnen zunächst Fragen zu Ihrem Lebensstil, Ihrem Medikamentenkonsum, Ihren Ernährungsgewohnheiten sowie eventuellen Vorerkrankungen stellen. Auch Hinweise auf Auslandsaufenthalte oder eine Schwangerschaft helfen, der Ursache der Gelbsucht auf die Spur zu kommen. Es ist sinnvoll, offen über Ihren Alkoholkonsum zu sprechen. Denn daraus zieht der Arzt wichtige Rückschlüsse auf den Zustand Ihrer Leber.

Schildern Sie dem Arzt auch genau, seit wann die Beschwerden präsent sind, ob Sie Schmerzen haben und ob weitere Symptome die Gelbfärbung begleiten.

Bei der anschliessenden körperlichen Untersuchung ertastet der Arzt Leber und Galle durch die Bauchdecke. Stellt er dabei beispielsweise fest, dass die Oberfläche der Leber klein, fest und knotig ist, weist dies auf eine Leberzirrhose hin. Bei Erkrankungen der Gallenblase ist diese nur schmerzhaft tastbar. Das Erfühlen der Milz deutet manchmal auf einen gesteigerten Blutabbau hin.

Auch Blutuntersuchungen sind bei Gelbsucht aufschlussreich:

  • Ist das Bilirubin auf Werte über 2 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) erhöht, macht sich das durch gelbe Augen bemerkbar.
  • Erhöhte Werte der Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) deuten auf Leberschädigungen hin.
  • Die Glutamat-Oxalat-Transaminase (GOT) ist teilweise bei Leberentzündungen und Gallenerkrankungen, aber auch bei einem Herzinfarkt erhöht. Chronischer Alkoholmissbrauch schlägt sich ebenfalls in erhöhten Werten nieder.
  • Die Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT) ist ein spezifisches Leberenzym. Ein erhöhter Messwert wird zum Beispiel durch chronischen Alkoholkonsum verursacht.
  • Daneben gibt es Blutwerte der Bauchspeicheldrüse wie die Alpha-Amylase, die bei Entzündungen erhöht ist.

Bildgebende Verfahren runden die Diagnostik ab. Mit dem Ultraschall (Abdomen-Sonografie) lassen sich die Organe der Bauchhöhle schnell und schmerzlos darstellen. So ist es dem Arzt möglich, Veränderungen der Oberfläche und Grösse der Leber, der Gallenblase und des Herzens zu beurteilen.

Eine aufwendigere Bildgebung mittels Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) oder Computertomografie (CT) kommt eher beim Verdacht auf eine Krebserkrankung zum Einsatz.

Vollkommene Gewissheit bringt häufig die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie). Dafür ist ein kleiner operativer Eingriff nötig.

Hat der Arzt die Ursache für die Gelbsucht gefunden, leitet er eine geeignete Behandlung ein.

Gelbsucht vorbeugen

Macht sich der Ikterus durch gelbe Augen oder eine gelbliche Hautfarbe bemerkbar, hilft nur noch der Gang zum Arzt. Es gilt, die Ursache aufzudecken und die Gelbsucht richtig zu behandeln.

Mit einigen Massnahmen ist es möglich, dem Ikterus vorzubeugen:

  • Ernährung umstellen: Gallensteine, Fettleber und Bauchspeicheldrüsen-Entzündung sind häufig die Folgen ungesunder, fettreicher Ernährung. Eine solche Ernährung geht oft mit leichtem Übergewicht einher und schadet dem Herz und den Gefässen. Achten Sie deshalb auf einen gesunden, ausgewogenen, fettarmen Speiseplan.
  • Vor Hepatitis schützen: Mit der Impfung gegen Hepatitis A und B räumen Sie gleich zwei Gefahren aus dem Weg.
  • Klug reisen: Machen Sie sich vertraut mit den Gepflogenheiten und Gefahren Ihres Reiseziels, besonders wenn es sich um ein Hepatitis-Risikogebiet handelt. Durch mangelnde Hygiene wird das Hepatitisvirus besonders schnell über verunreinigte Nahrungsmittel übertragen. Berücksichtigen Sie die länderspezifischen Impfempfehlungen. Ihr Arzt berät Sie dabei.
  • Alkohol in Massen geniessen: Es ist ratsam, auf Alkohol weitgehend zu verzichten. Vor allem, wenn bei Ihnen bereits eine Lebererkrankung bekannt ist, raten Ärzte dringend von Alkoholkonsum ab.
  • EinigeMedikamente schaden der Leber. Besteht schon ein Leberschaden, ist es sinnvoll, sie auf das Nötigste zu beschränken. Sprechen Sie vor dem Absetzen von Medikamenten immer mit ihrem Arzt.

Häufige Fragen zu Gelbsucht

Was ist Gelbsucht?

Gelbsucht (Ikterus) ist eine Erkrankung, die zu einer gelblichen Verfärbung der Haut, Schleimhäute und Augen führt. Die Ursache ist ein erhöhter Bilirubinspiegel im Blut, das ist ein gelbes Abfallprodukt, das beim Abbau von roten Blutkörperchen entsteht. Kann der Körper dieses Bilirubin nicht wirksam abbauen oder ausscheiden, entsteht eine Gelbsucht. Sie ist ein Anzeichen für verschiedene medizinische Probleme, die vor allem die Leber oder Gallenwege betreffen, und für bestimmte Blutkrankheiten.

Wie lange dauert Gelbsucht bei Erwachsenen?

Wie lange eine Gelbsucht bei Erwachsenen dauert, ist unterschiedlich. Es hängt davon ab, welche Krankheit die Gelbsucht verursacht. In leichten Fällen lässt sie innerhalb von zwei bis drei Wochen nach, während sie bei schweren Krankheiten wie Lebererkrankungen oder Gallenwegsverschlüssen mehrere Wochen bis Monate andauert. In manchen Fällen ist die Gelbsucht auch chronisch.

Wie sieht Gelbsucht aus?

Eine Gelbfärbung der Haut, Augen und Schleimhäute ist typisch für Gelbsucht. Diese Verfärbung entsteht durch den erhöhten Bilirubingehalt im Blut, einem gelben Abfallprodukt, das beim Abbau der roten Blutkörperchen entsteht. Die Intensität der Gelbfärbung variiert von hellgelb bis orange oder braun, je nachdem, wie hoch der Bilirubinspiegel ist. Der Urin wird dunkler, der Stuhl hingegen ist viel heller.

Ist eine Gelbsucht gefährlich?

Gelbsucht ist ein Symptom, das auf eine ernst zu nehmende Erkrankung hinweisen kann. Diese Erkrankungen können gefährlich sein, dazu zählen z. B. Leberprobleme, eine Verstopfung der Gallenwege oder verschiedene Blutkrankheiten. Unbehandelt können die Gelbsucht und die zugrundeliegenden Erkrankungen zu schweren Komplikationen wie Leber- und Hirnschäden führen und sogar tödlich enden. Wenn Sie Anzeichen einer Gelbsucht bemerken, sollten Sie immer sofort zum Arzt gehen.

Was ist der Grund für Gelbsucht?

Gelbsucht entsteht durch eine übermässige Ansammlung von Bilirubin. Dieses gelbe Abfallprodukt entsteht beim Abbau roter Blutkörperchen. Zu den Ursachen für eine Gelbsucht zählen Lebererkrankungen, Gallenwegsverschlüsse oder Störungen beim Abbau der roten Blutkörperchen.

Was für Symptome hat man bei Gelbsucht?

Die gelbliche Verfärbung der Haut und des Augenweisses sind typische Anzeichen einer Gelbsucht. Neben der Gelbfärbung sind dunkler Urin, heller Stuhl, Juckreiz, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust weitere Symptome.

Ist Gelbsucht bei Erwachsenen heilbar?

Ja, Gelbsucht ist bei Erwachsenen in der Regel heilbar. Die Behandlung und der Krankheitsverlauf hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab, das können Infektionen, Leber- oder Bluterkrankungen, Gallenwegsprobleme oder Gallensteine sein. Mit der richtigen Therapie, die Medikamente, Operationen oder andere medizinische Verfahren umfasst, verschwindet die Gelbfärbung der Haut und der Augen wieder.

Wie lange dauert Gelbsucht?

Die Dauer der Gelbsucht hängt von der Ursache ab: Bei Neugeborenen ist sie nach 10 bis 14 Tagen überstanden, bei Erwachsenen kann sie, je nach Ursache, mehrere Wochen bis Monate dauern. Wenn Sie bei sich Anzeichen einer Gelbsucht feststellen, sollten Sie zum Arzt gehen. Er kann die genaue Ursache feststellen und eine geeignete Behandlung einleiten, die eine vollständige und schnelle Genesung gewährleistet.

Wie kann man sich mit Gelbsucht anstecken?

Die Gelbsucht selbst ist nicht ansteckend, aber möglicherweise die ursächliche Erkrankung. Gelbsucht entsteht durch eine Ansammlung von Bilirubin im Blut aufgrund von Lebererkrankungen wie Hepatitis oder Leberzirrhose. Die Hepatitis als Auslöser der Gelbsucht ist jedoch ansteckend und wird durch Kontakt mit infiziertem Blut, Speichel, Sperma und Vaginalflüssigkeit sowie durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, kontaminierte Nadeln oder kontaminiertes Essen und Wasser übertragen. Eine Leberzirrhose ist nicht ansteckend und wird meist durch langfristigen Alkoholmissbrauch oder eine chronische Hepatitis ausgelöst.

Wann soll man mit Gelbsucht ins Krankenhaus?

Bei Symptomen einer Gelbsucht, wie der Gelbfärbung von Haut und Augenweiss oder dunklem Urin, sollten Sie unverzüglich ins Krankenhaus gehen. Diese Anzeichen weisen auf ernst zu nehmende Erkrankungen von Leber, Galle oder Blut hin, die medizinisch behandelt werden müssen. Besonders bei Neugeborenen dürfen Sie nicht abwarten, sondern sollten Ihr Baby untersuchen lassen, um Spätfolgen zu vermeiden. Eine schnelle Diagnose und Behandlung verringern das Risiko für Komplikationen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Themenportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.kenn-dein-limit.de (Abruf: 09.08.2019)
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