Enzephalitis

Von , Ärztin
und , M.Sc. Biochemie und Medizinstudentin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Maria Franz

Maria Franz ist seit 2020 freie Autorin der NetDoktor-Redaktion. Nach Abschluss eines Masterstudiums in Biochemie studiert sie derzeit Humanmedizin in München. Mit Ihrer Arbeit bei NetDoktor möchte sie ihr eigenes großes Interesse an medizinischen Themen auch bei den Lesern wecken.

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Die Enzephalitis ist eine Gehirnentzündung, die in den meisten Fällen durch Viren ausgelöst wird. Besonders gefährdet, an einer Enzephalitis zu erkranken, sind Kinder und junge Erwachsene sowie Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Da die Gehirnentzündung unbehandelt oft tödlich ist, ist es wichtig, so früh wie möglich ins Krankenhaus zu gehen. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Enzephalitis.

enzephalitis

Kurzübersicht

  • Was ist eine Enzephalitis? Eine Entzündung des Gehirns. Sind zusätzlich die Hirnhäute entzündet, sprechen Ärzte von einer Meningoenzephalitis.
  • Ursachen: Meist Viren (z.B. Herpes-Viren, FSME-Viren), seltener Bakterien, Pilze, Parasiten oder eine Autoimmunerkrankung
  • Anzeichen und Symptome: Hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, neurologische Ausfälle (wie Sprech- und Gehstörungen), Bewusstlosigkeit oder Verwirrtheit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, Halluzinationen, Verfolgungswahn, Orientierungslosigkeit, evtl. Nackensteifigkeit
  • Diagnostik: Zunächst anhand von Befragung, körperlicher Untersuchung, Kernspintomografie (MRT), Computertomografie (CT), Elektroenzephalografie (EEG). Nach Analyse von Blut und Nervenwasser können Erreger eindeutig bestimmt werden.
  • Behandlung: Je nach Auslöser, bspw. bei viraler Enzephalitis Virenmedikamente (Virustatika) über eine Infusion; zusätzlich symptomatische Behandlung (Fieber- und Schmerzmittel)
  • Prognose: Unbehandelt ist eine Enzephalitis lebensgefährlich, bei frühzeitiger Behandlung oft heilbar. Einige Patienten tragen allerdings bleibende Schäden davon.

Enzephalitis: Beschreibung

Enzephalitis ist der medizinische Begriff für die Gehirnentzündung. Diese wird meist durch Viren verursacht. Eine Enzephalitis kann aber auch durch andere Krankheitserreger wie zum Beispiel Bakterien, Pilze oder Parasiten hervorgerufen werden. In seltenen Fällen greift das eigene Abwehrsystem gesundes Hirngewebe an (Autoimmunreaktion).

Alle Teile des Gehirns können bei einer Enzephalitis entzündet sein. Wenn sich neben dem Gehirn auch die Hirnhäute entzünden, sprechen Ärzte von einer Meningoenzephalitis.

In den meisten Fällen verläuft die Entzündung akut, das heisst die Krankheit bricht schnell aus und schreitet rasch fort. Es gibt aber auch chronische Gehirnentzündungen, wie die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) und die progressive Rubella-Panenzephalitis (PRP). Sie treten praktisch nur bei Kindern und Jugendlichen auf und sind nicht heilbar. Auch eine Autoimmunenzephalitis entwickelt sich meist langsamer als akute Fälle.

Enzephalitis: Symptome

Je nach Ursache können die Symptome der Gehirnentzündung sehr unterschiedlich ausfallen. Das liegt beispielsweise daran, dass verschiedene Erreger bestimmte Gehirnregionen bevorzugt befallen.

Häufig haben Patienten zunächst allgemeine, grippeartige Krankheitsanzeichen wie Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und Übelkeit. Anschliessend entwickeln sich die spezifischen Beschwerden der Enzephalitis. Symptome sind etwa:

  • Bewusstseinsstörungen (z.B. Bewusstlosigkeit oder Verwirrtheit)
  • Plötzliche Beeinträchtigung von Konzentration und Gedächtnis
  • Verhaltensveränderungen (z.B. auffällige Stimmungsschwankungen, Halluzinationen, Verfolgungswahn oder Orientierungslosigkeit [organisches Psychosyndrom])
  • Erbrechen
  • Neurologische Ausfälle (z. B. Störungen der Sprache, des Sprechens, des Riechens und/oder des Schmeckens, Einschränkungen der Augenbewegung, Lähmungen einzelner Extremitäten)
  • Krampfanfälle
  • Wenn auch die Hirnhäute entzündet sind (Meningoenzephalitis): schmerzhafte Versteifung von Nacken und/oder Rücken (Meningismus)

Bei Warnsignalen wie plötzlichem hohen Fieber mit Übelkeit, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen lassen Sie sich umgehend ins Krankenhaus bringen!

Komplikationen, die bei einer Enzephalitis auftreten können, sind ein andauernder Krampfanfall (Status epilepticus) oder eine Schwellung des Gehirns (Hirnödem).

Enzephalitis: Ursachen und Risikofaktoren

Die Gehirnentzündung wird meist von Viren verursacht. Oft befallen die Viren zunächst einen anderen Teil des Körpers und lösen eine Krankheit wie Röteln, Masern, Mumps oder Dreitagefieber aus. Später dringen die Viren dann ins Gehirn vor.

Ärzte unterscheiden zwischen der primären und sekundären Form der viralen Enzephalitis. Bei der primären Form dringen die Viren direkt in das Gehirn ein. Bei der sekundären Enzephalitis entgleist das körpereigene Abwehrsystem als Reaktion auf eine Virusinfektion: Es entstehen Antikörper, die fälschlicherweise auch das Gehirn angreifen (Autoimmunreaktion). Dies kann im späteren Krankheitsverlauf passieren, aber auch, nachdem der eigentlich Virusinfekt bereits abgeklungen ist.

Hierzulande treten Gehirnentzündungen vor allem durch folgende Viren auf:

  • Herpes-Simplex-Viren
  • Varizella-Zoster-Viren
  • Ebstein-Barr-Viren
  • Masernviren
  • Mumpsviren
  • Rötelnviren
  • Enteroviren
  • FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis)-Viren

Weltweit gibt es noch andere Viren, die als Erreger einer Gehirnentzündung in Frage kommen:

Enzephalitis - Ansteckung

Die Viren, die eine Enzephalitis auslösen können, werden in vielen Fällen über Tröpfchen übertragen, beispielsweise bei Masern, Röteln oder Herpes. Gut zu wissen: In nur wenigen Fällen entzündet sich daraufhin das Gehirn. Gegen einige Erreger gibt es zudem Impfungen.

Aber auch andere Übertragungswege sind möglich: Die FSME-Viren (Erreger der Frühsommermeningoenzephalitis) gelangen durch Zeckenstiche auf den Menschen. Durch Tierbisse (z. B. von Fledermäusen) können Menschen sich mit Lyssaviren infizieren, die Tollwut auslösen. In (sub)tropischen Gebieten wiederum tragen oft Mücken dazu bei, dass sich Enzephalitis-auslösende Viren verbreiten. Möglich ist ferner eine Ansteckung über infiziertes Blut.

Andere Ursachen einer Enzephalitis

Neben den Viren gibt es noch weitere Auslöser einer Enzephalitis. Dazu zählen

Bakterien erreichen das Gehirn entweder über das Blut (etwa bei einer vorangegangenen Entzündung im Kopfbereich), über die Haut (zum Beispiel durch ein Hautfurunkel am Kopf) oder direkt (zum Beispiel bei einer Operation am Kopf).

Die Ursache einer autoimmun bedingten Enzephalitis lässt sich nicht immer herausfinden. In manchen Fällen entsteht sie auf dem Boden einer Krebserkrankung. Daher suchen Ärzte immer auch nach einem Tumor im Körper, wenn sie eine Autoimmunenzephalitis vermuten.

Sonderfall: Europäische Schlafkrankheit (Encephalitis lethargica)

Eine Gehirnentzündung, deren Ursache derzeit noch unklar ist, ist die sogenannte Europäische Schlafkrankheit (Encephalitis lethargica). Sie trat vor allem zwischen den Jahren 1917 bis 1927 weltweit auf. Betroffene sind sehr schläfrig und leiden unter Bewegungsstörungen wie bei einer Parkinson-Krankheit.

Diese Enzephalitis-Form ist sehr selten und betrifft weniger als eine von einer Million Menschen. Seit 1927 gibt es nur noch vereinzelte Fallberichte. An der Europäischen Schlafkrankheit können sowohl Kinder als auch Erwachsene erkranken.

Hinweis: Die Erkrankung ist nicht zu verwechseln mit der Afrikanischen Schlafkrankheit (Tryponosomiasis). Sie wird durch Parasiten ausgelöst, die durch Stiche der Tsetse-Fliegen in den Körper gelangen. Eine Enzephalitis ist aber auch hier typisch für das zweite Krankheitsstadium.

Risikofaktoren für eine Enzephalitis

Besonders gefährdet, an einer Gehirnentzündung zu erkranken, sind Kinder und junge Erwachsene. Ausserdem haben Personen mit einem geschwächten Immunsystem – beispielsweise Personen, die mit HIV infiziert und unbehandelt sind – ein höheres Risiko, eine Gehirnentzündung zu entwickeln. Da einige der genannten Viren in unseren Breiten nicht vorkommen, sind Fernreisende ebenfalls stärker gefährdet.

Enzephalitis: Untersuchungen und Diagnose

Um eine Enzephalitis festzustellen, fragt der Arzt nach den Beschwerden und der Krankengeschichte. Er befragt dabei sowohl den Patienten als auch seine Angehörigen (Fremdanamnese). Das ist notwendig, weil Personen mit einer Enzephalitis nur noch eingeschränkt denken, wahrnehmen und sich mitteilen können. Unter anderem erkundigt sich der Arzt nach typischen Beschwerden wie Kopfschmerzen und hohes Fieber. Zudem stellt er weitere Fragen, etwa:

  • Haben Sie chronische Erkrankung bzw. eine bekannte Immunschwäche?
  • Hatten Sie vor Kurzem eine virale Infektion?
  • Wurden Sie von einem Insekt gestochen?
  • Waren Sie auf einer Urlaubsreise?
  • Hatten Sie Kontakt zu Menschen mit Gehirnentzündung?

Als nächstes macht der Arzt eine genaue körperliche und neurologische Untersuchung. Dabei testet er unter anderem, ob die Haltung und die Bewegungen des Patienten auffällig oder dessen Gleichgewicht gestört sind. Zudem prüft er das Bewusstsein. Darüber hinaus untersucht er die Haut: Ein Hautausschlag oder Hauteinblutungen können darauf hinweisen, dass Bakterien die Hirnhäute befallen haben.

Blut- und Nervenwasser-Untersuchungen

Vermutet der Arzt eine Enzephalitis, nimmt er dem Patienten Blut und Nervenwasser (Liquor) ab. Das Nervenwasser fliesst durch Gehirn und Rückenmark und enthält gegebenenfalls einen Teil der Erreger. Eine Probe dieser Flüssigkeit gewinnt der Arzt mittels einer Lumbalpunktion. Dabei sticht er mit einer Nadel in den Rückenmarkskanal des Patienten, auf Höhe der Lendenwirbelsäule.

Im Labor werden Blut und Nervenwasser unter anderem auf Entzündungszeichen untersucht. Hat ein Erreger die Enzephalitis verursacht, lässt sich dieser gegebenenfalls nachweisen. Oft sind anfangs noch keine Erreger in der Gehirnflüssigkeit nachweisbar. Dann stellt der Arzt die genaue Diagnose zunächst nach den Symptomen. Bei einer Autoimmunenzephalitis können Mediziner spezielle Antikörper im Nervenwasser finden.

Bildgebung

Der Arzt führt ausserdem eine Kernspintomografie (MRT) des Kopfes durch, um andere Hirnerkrankungen auszuschliessen, wie eine Hirnblutung oder einen Hirnabszess. Manchmal macht er zusätzlich eine Computertomografie (CT). Diese zeigt aber normalerweise erst im Verlauf der Krankheit sichtbare Veränderungen.

Beim Hirnabszess handelt sich um eine mit Eiter gefüllte Kapsel im Gehirn. Er wird von Bakterien, Pilzen, Einzellern oder Würmern verursacht. Ein Hirnabszess unterscheidet sich von der Enzephalitis oft dadurch, dass sich die Beschwerden oft weniger akut entwickeln. Fieber hat nur etwa die Hälfte der Betroffenen.

Zudem macht der Arzt eine Elektroenzephalografie (EEG). So kann er schon früh feststellen, ob und wie sich die Entzündung auf die Gehirnfunktion auswirkt. In Ausnahmefällen stellt er durch die EEG auch den Erreger fest.

Enzephalitis: Behandlung

Eine Enzephalitis behandeln und überwachen Ärzte stets im Krankenhaus. So können sie schnell auf Komplikationen reagieren, die unter Umständen lebensbedrohlich sind. Hat der Patient starke Symptome, ist eine Behandlung auf der Intensivstation notwendig. Der Arzt behandelt die Gehirnentzündung abhängig vom Auslöser. Gegen Viren verabreicht er beispielsweise Virustatika, gegen Bakterien Antibiotika und gegen Pilze Antimykotika. Sie töten die jeweiligen Erreger ab oder hemmen ihre Vermehrung.

Behandlung einer infektiösen Enzephalitis

Eine schnelle Therapie ist bei der Enzephalitis sehr wichtig. Schon bevor der Erreger feststeht, verordnet der Arzt verschiedene Medikamente gleichzeitig, um keine Zeit zu verlieren. Dazu gehören Medikamente gegen Herpes-Viren (z. B. Herpes-Simplex-Viren oder Varizella-Zoster-Viren). Der Patient erhält das Virustatikum (meist Aciclovir) über eine Infusion direkt in die Vene. Wenn wirklich eine Herpes-Virus-Entzündung vorliegt, kann dieses schnelle Handeln die Überlebenswahrscheinlichkeit und die Heilungschancen deutlich verbessern.

Wenn eine Entzündung durch Bakterien zu einem frühen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden kann, verabreicht der Arzt zusätzlich verschiedene Antibiotika (Medikamente gegen Bakterien) – ebenfalls direkt in die Vene. Erst wenn die Ursache der Gehirnentzündung eindeutig nachgewiesen ist, setzt der Arzt ungeeignete Mittel ab und verabreicht, wenn möglich, Medikamente, die gezielt gegen den Erreger wirken.

Behandlung einer Autoimmunenzephalitis

Besteht der Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung, leitet der Arzt ebenfalls sofort die Therapie ein. In einem ersten Schritt erhalten Betroffene Glukokortikoide ("Kortison") in hoher Dosierung. Oft setzen Ärzte auch spezielle Verfahren ein, um die Autoantikörper zu entfernen, die das Gehirn angreifen. Dabei wird das das Blutplasma des Patienten ausgetauscht (Plasmapherese) beziehungsweise gereinigt (Immunadsorption). Anschliessend erhält der Patient über eine Infusion Antikörper und weiterhin Glukokortikoide, die die Entzündung hemmen.

In manchen Fällen reicht diese Behandlung gegen eine autoimmune Enzephalitis nicht aus. Dann verabreichen Ärzte andere Medikamente, die das Abwehrsystem ausbremsen, beispielsweise Rituximab oder Cyclophosphamid. Wenn eine Krebserkrankung die autoimmunen Reaktionen auslöst, kann auch die jeweilige Krebstherapie helfen.

Symptomatische Behandlung der Enzephalitis

Darüber hinaus behandelt der Arzt die Symptome des Patienten. Bei Bedarf gibt er fiebersenkende Mittel, Schmerzmedikamente oder Beruhigungsmittel. Auch eventuell auftretenden Krampfanfällen und einer Schwellung des Gehirns (Hirnödem) wirkt er mit entsprechenden Medikamenten entgegen. Des Weiteren kontrolliert er regelmässig die Temperatur, die Atmung und den Wasserhaushalt des Patienten.

In manchen Fällen, beispielsweise bei FSME, gibt es keine Medikamente gegen die Erreger. Dann behandelt der Arzt nur die Symptome. Schwere chronische Gehirnentzündungen wie die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) sind bisher nicht heilbar. Die SSPE etwa endet normalerweise immer tödlich. Manche Studien lassen vermuten, dass Interferon-beta den Verlauf verzögert, die Ergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Im Vordergrund steht daher, Betroffene bestmöglich auf ihrem verbliebenen Lebensweg zu begleiten und auftretende Beschwerden zu lindern (palliative Therapie).

Enzephalitis: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Heilungsaussichten bei einer Gehirnentzündung hängen davon ab, wie schwer die Erkrankung ist, welcher Erreger sie verursacht hat und wie schnell die Therapie eingeleitet wird. Wichtig ist, Warnsignale wie plötzliches hohes Fieber mit Übelkeit, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen ernst zu nehmen und umgehend im Krankenhaus abklären zu lassen.

Rechtzeitig erkannt und sofort behandelt, ist die Prognose einer infektiösen Enzephalitis in der Regel gut. Unbehandelt jedoch endet die Gehirnentzündung oft tödlich. Beispielsweise führt jene, die durch die aggressiven Herpes-Simplex-Viren ausgelöst wird, in bis zu 70 von 100 Fällen zum Tod. Mit den modernen Medikamenten und einer schnellen Therapie werden jedoch bis zu 80 von 100 Patienten wieder gesund.

Problematisch sind vor allem auch Keime, die selten in Europa vorkommen. Dazu gehören die Erreger der Tollwut, der Japanischen Enzephalitis und der West-Nil-Krankheit. Gegen sie gibt es keine speziellen Behandlungsmöglichkeit. Sie enden häufiger tödlich (Tollwut nahezu immer) oder verursachen bleibende Hirnschäden.

Das Nervensystem kann generell nach jeder Hirnentzündung dauerhaft geschädigt bleiben. Wenn das Sprechen des Patienten gestört ist, hilft eventuell ein Logopäde. Kann der Patient seine Arme oder Beine nicht mehr bewegen, ist Krankengymnastik und Ergotherapie sinnvoll.

Bei einer zugrundeliegenden Autoimmunerkrankung ist die Prognose der Gehirnentzündung überwiegend gut.

Komplikationen

Die Enzephalitis kann kompliziert verlaufen, wenn zum Beispiel ein Krampfanfall andauert (Status epilepticus) oder eine Schwellung des Gehirns entsteht (Hirnödem). Diese Komplikationen sind potenziell lebensbedrohlich.

Enzephalitis: Vorbeugung

Zur Vorbeugung einer Enzephalitis gibt es gegen viele der Erreger Impfungen. Flächendeckend werden Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Kinderlähmung (Poliomyelitis) angeboten. Darüber hinaus gibt es Schutzimpfungen für Personen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, an einer Enzephalitis zu erkranken.

Dazu zählt die Impfung gegen FSME für Bewohner von Gebieten, in denen gehäuft FSME-Viren durch Zecken übertragen werden (FSME-Gebiete). Ausserdem ist es für Reisende nach Südostasien ratsam, sich gegen die Japanische Enzephalitis impfen zu lassen, sofern sie vorhaben, sich dort länger aufzuhalten oder in ländliche Gebiete zu reisen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Alexander Reinshagen
Autoren:
Mareike Müller
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Maria Franz
Maria Franz

Maria Franz ist seit 2020 freie Autorin der NetDoktor-Redaktion. Nach Abschluss eines Masterstudiums in Biochemie studiert sie derzeit Humanmedizin in München. Mit Ihrer Arbeit bei NetDoktor möchte sie ihr eigenes großes Interesse an medizinischen Themen auch bei den Lesern wecken.

ICD-Codes:
G05G04
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Klinghöfer, J.: Klinikleitfaden Neurologie, Elsevier Verlag, 7. Auflage, 2020
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) (Stand: Januar 2020)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und Deutschen Gesellschaft für Liquordiagnostik und Klinische Neurochemie e.V: Lumbalpunktion und Liquordiagnostik (Stand: Juli 2019)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Virale Meningoenzephalitis (Stand: Januar 2018, letzte Ergänzung: Juli 2020)
  • National Institute of Neurological Disorders and Stroke, NINDS: www.ninds.nih.gov (Abrufdatum: 03.12.2020)
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