Belegte Zunge

Von , Zahnärztin
und , Medizinjournalistin
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Eine belegte Zunge ist meist harmlos. Der Belag entsteht, weil sich Nahrungsreste, Zellen oder Bakterien auf dem Zungenrücken ablagern. Dieser natürliche Zungenbelag verschwindet, wenn man feste Nahrung kaut oder sich die Zähne putzt. Ist die Zunge jedoch dauerhaft belegt, kann dies eine Erkrankung anzeigen. Lesen Sie hier, welche Ursachen hinter einer belegten Zunge stecken können und wie Sie Zungenbelag vorbeugen und behandeln.

Belegte Zunge

Kurzübersicht

  • Formen:weisser, gelber, roter, brauner oder schwarzer Zungenbelag
  • Ursachen: vielfältig, z.B. mangelnde Mundhygiene, Parodontitis, Erkältung und Fieber, Mundsoor, diverse Verdauungsstörungen und -erkrankungen, Nierenschwäche, Blutarmut durch Eisenmangel, Scharlach, Typhus, Zungenentzündung, Sjögren-Syndrom, Morbus Bowen (Krebsvorstufe), Medikamente, Metalle, Gifte, Tabak, Kaffee, Mundwasser
  • Untersuchungen: Erstgespräch (Anamnese), Untersuchungen von Zunge, Mundschleimhaut, Zähnen und Zahnfleich, Abstrich mit Laboruntersuchung, evtl. Blutuntersuchung, Magenspiegelung, Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT oder Kernspintomografie).
  • Behandlung: je nach Ursache, z.B. mit Medikamenten (Antipilzmitteln, Antibiotika etc.), spezielle Zungenhygiene mit Zungenreiniger, Esslöffel oder Zahnbürste, Desinfektion

Belegte Zunge: Ursachen und Formen

Die Zungenoberfläche besteht aus Schleimhaut, die von verschiedenartigen Papillen bedeckt ist. An dieser rauen Fläche bleiben immer wieder abgestorbene Zellteile, Nahrungsreste und Bakterien hängen. Sie bilden einen natürlichen, feinen Zungenbelag, der verschwindet, wenn man feste Nahrung kaut oder sich die Zähne putzt.

Hält sich der Zungenbelag jedoch hartnäckig, kann dies entweder an unzureichender Mundhygiene oder einer Erkrankung liegen. Die Farbe des Zungenbelags gibt oft schon einen Hinweis darauf, was dahintersteckt.

Weisser Zungenbelag: Ursachen

Bei einer weiss-belegten Zunge besteht der Belag typischerweise aus abgestorbenen Zellen, Mikroorganismen und Nahrungsresten, die sich an der rauen Zungenoberfläche absetzen.

Der weisse Belag kann ausserdem verstärkt bei den folgenden Erkrankungen auftreten:

  • Erkältung und Fieber
  • Mundsoor: Bei einer Infektion mit dem Pilz Candida albicans zeigen sich im gesamten Mund weisse Beläge, die sich aber problemlos abstreifen lassen. Darunter kommt dann eine leicht blutende, gerötete Schleimhaut zum Vorschein.
  • Verdauungsstörungen: Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und andere Erkrankungen der Verdauungsorgane (z.B. der Bauchspeicheldrüse) können ebenfalls der Grund für weisslichen Zungenbelag sein.
  • Leukoplakie: Weissliche, feste Beläge am Zungenuntergrund oder Zungenrand weisen auf eine Leukoplakie hin. Dabei produziert die Schleimhaut vermehrt Hornzellen, was eine Vorstufe von Krebs sein kann. Normalerweise zeigen sich die Beläge aber nicht nur an der Zunge, sondern auch an anderen Schleimhäuten.
  • Morbus Bowen: Ebenfalls eine Krebsvorstufe. Typisch dafür sind rötlich verfärbte Schleimhäute, darunter auch die der Zunge.
  • Lichen ruber planus: Diese Hautkrankheit betrifft unter anderem die Mundschleimhaut. Auf der Zungenoberfläche zeigt sie sich jedoch so gut wie nie. Nur die Zungenunterseite und die Wangeninnenseiten sind mit weissen Belägen überzogen.
  • Eisenmangelanämie: Hierbei sieht die Zunge auffallend blass aus.
  • Typhus: Die Typhuszunge ist in der Mitte grau-weiss belegt. Die betroffenen Bereiche sind von ihrer Umgebung rot abgegrenzt.

Gelblicher Zungenbelag: Ursachen

Gelber Zungenbelag kann Erkrankungen der Verdauungsorgane anzeigen. Besonders Gelbsucht (Ikterus) und Gallenerkrankungen können eine gelblich belegte Zunge verursachen.

Roter Zungenbelag: Ursachen

Eine gesunde Zunge ist leicht rosa gefärbt. Bei manchen Infektionskrankheiten präsentiert sich die Zunge jedoch stark gerötet, zum Beispiel bei:

  • Scharlach: Diese Streptokokkeninfektion ist mit Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen und einem charakteristischen Hautausschlag verbunden. Die Zunge ist zunächst weiss belegt, später färbt sie sich rot mit deutlich vergrösserten Papillen - man spricht dann von einer "Himbeerzunge“.
  • Vitamin-B12-Mangel: Aus diesem Mangel kann eine perniziöse Anämie entstehen. Diese Blutarmut macht sich unter anderem durch ein glatte, rote, entzündete Zunge und Zungenbrennen (Hunter-Glossitis) bemerkbar.
  • Entzündung der Zunge (Glossitis): Durch bakterielle oder virale Infekte, einseitige Ernährung, systemische Erkrankungen sowie regelmässigen Alkohol- oder Nikotinkonsum kann sich die Zunge entzünden. Ein Zeichen dafür ist ein rötlicher Zungenbelag.
  • Sjögren-Syndrom: Diese Autoimmunerkrankung zerstört die Speicheldrüsen. Ein trockener Mund und eine rot glänzende "Lackzunge" sind typische Symptome. Betroffen sind vor allem Frauen.
  • Kawaski-Syndrom: Ähnlich wie Scharlach äussert sich diese Erkrankung durch Fieber und eine rote Himbeerzunge.

Brauner Zungenbelag: Ursachen

Ein brauner Zungenbelag kann beispielweise auftreten bei:

  • der Einnahme bestimmter Medikamente
  • Nierenschwäche (Laut traditioneller chinesischer Medizin kann eine geschwollene, braun belegte Zunge auf eine Nierenschwäche hinweisen)
  • der häufigen, intensiven Nutzung von Mundwasser mit Chlorhexidin

Schwarzer Zungenbelag: Ursachen

Häufige Ursachen für eine grau-schwarz verfärbte Zunge sind:

  • regelmässiger Konsum von Tabak, Mundwasser, Kaffeeund bestimmten, färbenden Nahrungsmitteln
  • verstärktes Wachstum von speziellen Zungenpapillen: Die vergrösserten Papillen wirken optisch so, als sei die Zunge von feinen Haaren überzogen. Durch Nahrungseinflüsse kann sich die Zunge dann braun bis schwarz verfärben (Schwarze Haarzunge = Lingua villosa nigra). Das Phänomen ist harmlos. Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen.

Weitere Ursachen für Zungenbelag

Es gibt viele weitere Faktoren, die eine unterschiedlich stark und farbig belegte Zunge hervorrufen können, zum Beispiel:

Zungenanomalien

Auch harmlose Abweichungen in Form und Beschaffenheit der Zunge können Zungenbelag fördern, darunter:

  • Lingua geographica (Landkartenzunge): Hierbei verliert die Zunge vorübergehend bestimmte Papillen. Dadurch entstehen weissliche und rötliche Bereiche auf der Zungenoberfläche, die einer Landkarte ähneln.
  • Lingua plicata (Faltenzunge): Manche Menschen haben - erblich bedingt - starke Falten in der Zunge. Diese bieten Bakterien einen idealen Unterschlupf. Die Folge ist ein vermehrter Zungenbelag.
  • Glossitis mediana rhombica: Ein Teil der mittleren und hinteren Zungenoberfläche ist nicht von Papillen bedeckt. Dort findet sich häufig weisser oder rötlicher Zungenbelag. .

Sonderfall Zungenbrennen

Deutlich mehr Frauen als  Männer haben mit Zungenbrennen (Burning mouth syndrome) zu kämpfen. Besonders betroffen sind die Zungenspitze und der untere Zungenrand, manchmal auch der gesamte Mundraum. Die Schleimhaut selbst zeigt sich jedoch meist unverändert. Das Zungenbrennen kann täglich oder nur gelegentlich auftreten. Abends wird es meist stärker. Mehr über dieses Symptom erfahren Sie im Beitrag Zungenbrennen.

Belegte Zunge: Diagnose

Eine belegte Zunge ist nicht nur mit einem pelzigen Gefühl verbunden, sondern führt auch häufig zu Mundgeruch. Das ist zwar unangenehm, jedoch kein Grund für einen Arztbesuch. Erst wenn zusätzliche Beschwerden wie Zungenbrennen, Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten oder sich der Zungenbelag stark verändert, sollten Sie einen Arzt aufsuchen (Hausarzt oder Zahnarzt).

Der Mediziner wird zunächst im Erstgespräch (Anamnese) Ihre Krankenvorgeschichte erfragen. Er lässt sich zum Beispiel Ihre Symptome genau schildern, fragt, wie lange diese so bestehen udn ob bei Ihnen irgendwelche Grunderkrankungen bekannt sind.

An das Gespräch schliessen sich körperliche Untersuchungen an, um mögliche Grunderkrankungen zu erkennen. So wird der Arzt die belegte Zunge, die Mundschleimhaut und die Zähne gründlich untersuchen. Zahnfleischerkrankungen und Zahnprobleme sollte Ihr Zahnarzt ausschliessen.

Meist wird ein Abstrich vom Zungenbelag genommen und im Labor auf mögliche Infektionen mit Bakterien, Viren oder dem Pilz Candida albicans untersucht.

Manchmal sind weitere Untersuchungen nötig, um der Ursache der belegten Zungen auf die Spur zu kommen. Dazu zählen beispielsweise eine Blutentnahme, eine Magenspiegelung oder bildgebende Verfahren wie Röntgen oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).

Belegte Zunge: Behandlung

Die Behandlung einer belegten Zungen hängt von deren Ursache ab. Beispielsweise lassen sich Infektionen mit Pilzen, Bakterien oder Viren oft gut mit speziellen Medikamenten - Antipilzmitteln (Antimykotika), Antibiotika oder antiviralen Mitteln - behandeln.

Sind Zahn- oder Zahnfleischprobleme verantwortlich für den Zungenbelag, sollte der Zahnarzt die Behandlung übernehmen.

Was Sie selbst tun können!

Gegen harmlosen Zungenbelag ohne ernste Ursache können Sie selbst viel tun. Besonders wichtig ist eine spezielle Zungenhygiene. Denn die raue Oberfläche der Zunge ist eine ideale Brutstätte für Bakterien, Pilze und Viren. Beim Zähneputzen sollten Sie sich deshalb nicht nur die Zähne, sondern auch die Zunge vornehmen. Geeignete Hilfsmittel sind zum Beispiel:

  • Zungenreiniger mit Bürstchen- und Schabseite. Streichen Sie mehrmals mit dem Bürstchen über die Zunge, um den Belag aufzulockern. Entfernen Sie ihn anschliessend mit dem Schaber. Spülen Sie den Mund mit Wasser oder einer Mundspülung gründlich aus.
  • Esslöffel oder Zahnbürste: Wenn Sie keinen Zungenreiniger zur Hand haben, können Sie sich mit einem Esslöffel behelfen. Streichen Sie mit der Kante der hohlen Seite mehrmals über den Zungenrücken. So können Sie die Beläge entfernen. Notfalls können Sie dafür auch die Zahnbürste verwenden. Im Anschluss sollten Sie diese aber sehr gründlich auswaschen.
  • Desinfektion: Die Verwendung von desinfizierendem Mundwasser nach dem Zähneputzen reduziert die Zahl der Keime im Mund. Sie können solches Mundwasser fertig kaufen oder zum Beispiel aus Salbei, Myrrhe und Thymian selbst herstellen. Die Pflanzenwirkstoffe können die Zunge allerdings bräunlich verfärben.

Neben der Zungenpflege hilft Kauen gegen Zungenbelag: Verzehren Sie möglichst viel feste Kost (zum Beispiel Rohkost), denn das Kauen von harten Krusten und knackigem Gemüse beseitigt die Beläge von selbst - der natürlichste Weg, um eine belegte Zunge zu vermeiden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Bork, Burgdorf, Hoede: Munschleimhaut- und Lippenkrankheiten, Schattauer Verlag 2008
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 06.03.2020)
  • Schwenzer, Ehrenfeld: Zahn- Mund-Kiefer-Heilkunde, Thieme 2010
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