Badedermatitis

Von , Medizinredakteurin
Tanja Unterberger

Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.

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Eine Badedermatitis (auch Zerkariendermatitis) ist ein juckender Hautausschlag, der durch bestimmte Saugwurmlarven (Zerkarien) verursacht wird. Beim Baden in Süsswasser dringen die Parasiten in die Hautoberfläche ein. An den Eintrittsstellen entwickeln Betroffene gerötete Flecken, Quaddeln und starken Juckreiz. Wie man Zerkarien im Wasser erkennt und wie man eine Badedermatitis behandelt, erfahren Sie hier!

Frau mit Badedermatitis am Hals

Kurzübersicht

  • Beschreibung: Juckender Hautausschlag nach dem Schwimmen in Süsswasser, der durch das Eindringen von bestimmten Saugwurmlarven (Zerkarien) in die Haut entsteht.
  • Behandlung: Juckreizstillende und entzündungshemmende Salben, Gele oder Lotionen (selten auch kortisonhaltige Salben) und kalte Umschläge. Bei starkem Juckreiz verschreibt der Arzt Antihistaminika (antiallergische Medikamente).
  • Ursachen: Parasiten (Zerkarien), die beim Schwimmen in Süssgewässern in die Haut eindringen und zu einer entzündlichen Hautreaktion führen.
  • Symptome: Nach dem Baden treten ein Prickeln und Jucken auf der Haut, später gerötete und erhabene Flecken (Quaddeln) und kleine Hautknötchen (Papeln) auf.
  • Diagnose: Gespräch mit dem Arzt, Untersuchung der Haut, ggf. Blutuntersuchung. Meist erkennt der Arzt eine Badedermatitis bereits durch die typischen Beschwerden und das Erscheinungsbild der Haut nach dem Schwimmen.
  • Verlauf: Oft verschwinden die Hautveränderungen innerhalb von einer Woche bis 20 Tagen von selbst. Starke allergische Reaktionen mit Schwindel, Fieber und Schock sind selten.
  • Vorbeugen: Seichte Gewässer meiden, nach dem Schwimmen gut abduschen und abtrocknen, nasse Badekleidung wechseln, mit wasserfestem Sonnenschutzmittel eincremen.

Was ist eine Badedermatitis?

Wenn sich nach dem Schwimmen im Badesee stark juckende Pusteln auf der Haut bilden, steckt womöglich eine Badedermatitis (auch Zerkariendermatitis genannt) dahinter. Dabei handelt es sich um einen Hautausschlag, der durch die Larven verschiedener Saugwurmarten (Trematoden, Schistosomen) ausgelöst wird. Die Zerkarien bezeichnen hier die Larvenformen der Saugwürmer.

Diese dringen bis zu einige Millimeter tief in die Haut ein, wo sie die typischen Symptome auslösen. Normalerweise befallen die Parasiten nur Wasservögel und bestimmte Wasserschnecken, um sich zu vermehren. Beim Menschen docken sie irrtümlich an, da sie sich hier nicht vermehren können und nach kurzer Zeit absterben. Der Mensch ist ein sogenannter Fehlwirt.

Vor allem Kinder, die sich meist in seichtem Wasser aufhalten, und Allergiker sind von der Badedermatitis betroffen. Weltweit nimmt der Befall der Gewässer mit Zerkarien zu.

Im Volksmund bezeichnet man die Badedermatitis auch als Entenflöhe, Entenwurmkrankheit, Hundsblattern oder Weiherbeiss.

Was sind Zerkarien?

Die Larven von Saugwürmern werden als Zerkarien bezeichnet. Dabei handelt es sich um Parasiten, die mit dem blossen Auge im Wasser kaum bis nicht zu erkennen sind. Zerkarien befallen normalerweise Wasservögel.

Dabei halten sich die Parasiten an heissen, sonnigen Tagen an der Oberfläche des Gewässers auf und versuchen, über die Haut und die Blutgefässe in den Schwimmhäuten von Wasservögeln in deren Blutkreislauf zu gelangen. Die Zerkarien haben kleine Saugnäpfe (daher der Begriff Saugwürmer) an Bauch und Kopf, die ihnen das „Andocken“ an den Wirt erleichtern.

Gelegentlich bohren sich die Larven auch in die Haut von Menschen. Dann lösen sie einen juckenden Ausschlag auf der Haut aus – eine Badedermatitis entsteht.

Wo kommen Zerkarien vor?

Zerkarien, die eine Badedermatitis verursachen, kommen hierzulande in Süsswasserseen (Badeseen) vor. Sie bevorzugen vor allem stehendes, seichtes und warmes Wasser. Dort überleben sie etwa zwei bis drei Tage. Üblicherweise halten sich die Larven an der Wasseroberfläche auf.

Die Larven schlüpfen meist schon im Frühsommer und vermehren sich vor allem bei Temperaturen über 24 Grad Celsius. Langanhaltendes Sommerwetter mit Wassertemperaturen über 20 Grad Celsius fördern grundsätzlich die Entwicklung und Vermehrung der Larven.

Auch wenn sich in den Gebieten viele Wasservögel und Wasserschnecken aufhalten, begünstigt dies die Verbreitung der Zerkarien, da diese Tiere als Wirt für die Parasiten dienen. Zudem halten sich die Larven gerne in Schilfgürteln und Gebieten mit vielen Wasserpflanzen auf.

Die unangenehme, aber weitgehend harmlose Badedermatitis hat nichts mit einer Parasiten-Erkrankung zu tun, die auch durch Zerkarien ausgelöst wird – die Bilharziose (Schistosomiasis). Hierbei handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die durch Saugwurmlarven des Pärchenegels verursacht wird. Dieser ist in den Tropen und Subtropen beheimatet.

In gechlortem Wasser, wie beispielsweise in Freibädern oder Pools, kommen Zerkarien nicht vor.

Wie behandelt man eine Badedermatitis?

Entzündungshemmende Cremes und Gele

Der Arzt behandelt zunächst die akuten Symptome. Infrage kommen dazu vor allem juckreizstillende und entzündungshemmende Salben, Gele oder Lotionen.

Hausmittel

Was ebenso bei einer Badedermatitis hilft, sind Hausmittel wie kalte Kompressen, ätherische Öle (z.B. Menthol oder Cineol) sowie Aloe-Vera- oder Hamamelis-Gel. Sie kühlen, beruhigen und lindern den Juckreiz.

Auch Kühlpads, auf die betroffene Hautstelle gelegt, helfen gegen den Juckreiz. Wichtig: Wickeln Sie das Pad in ein Handtuch, um Kälteschäden auf der Haut vorzubeugen.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Antihistaminika

Sind die Beschwerden stärker ausgeprägt, verschreibt der Arzt unter Umständen Antihistaminika (antiallergische Mittel) in Form von Gelen oder Roll-ons (z.B. mit den Wirkstoffen Mepyramin oder Diphenhydramin), die der Betroffene auf die Haut aufträgt. In schweren Fällen verordnet er antiallergische Medikamente als Tablette, Tropfen oder Lösung (z.B. mit den Wirkstoffen Cetirizin, Loratadin oder Fexofenadin), die der Betroffene einnimmt.

Es ist nicht nötig, die Larven mit Antibiotika oder speziellen Medikamenten gegen Parasiten zu bekämpfen, da sie schon kurze Zeit nach dem Eindringen absterben.

Kortison

Zudem kann der Arzt kortisonhaltige Cremes verordnen. Diese wirken entzündungshemmend, antiallergisch und lindern den Juckreiz. Kortisontabletten kommen nur zum Einsatz, wenn die Badedermatitis in seltenen Fällen besonders schwer verläuft.

Nicht kratzen

Wichtig bei einer Badedermatitis ist, nicht zu kratzen: Denn sonst entstehen Verletzungen der Haut, die sich unter Umständen mit Bakterien infizieren.

Treten bei Betroffenen starke allergische Reaktionen nach dem Baden wie Schwindel, Schweissausbrüche, Fieber und/oder Übelkeit auf, müssen diese sofort behandelt werden. Rufen Sie unverzüglich einen Notarzt!

Was löst eine Badedermatitis aus?

Die Hauterscheinungen bei einer Zerkariendermatitis werden durch die Larven verschiedener Saugwurmarten (Trematoden, Schistosomen) verursacht, die sich versehentlich den Menschen als Wirt aussuchen. Normalerweise dienen Wasservögel dem Wurm als Hauptwirte, Schnecken als Zwischenwirte.

Die Larven wachsen in Wasservögeln (z.B. Stockenten) zu Würmern heran und produzieren dort Eier. Über den Kot der wurmbefallenen Wasservögel gelangen die Wurmeier ins Wasser. Aus ihnen schlüpfen kleine Larven, die normalerweise eine bestimmte Süsswasserschnecke befallen.

In der Schnecke vermehren sich die Larven und werden nach wenigen Wochen wieder ins flache Wasser abgegeben. Die neue Generation der Larven (Zerkarien) macht sich nun wieder auf die Suche nach Wasservögeln (vor allem Enten), die sie befallen und in deren Darm sie sich zu erwachsenen Würmern entwickeln.

Auf der Suche nach einem Wirt befallen die Larven manchmal irrtümlicherweise den Menschen und dringen in die Haut der Betroffenen ein. Dort werden sie vom Immunsystem bekämpft und sterben nach kurzer Zeit (binnen Stunden) ab. Beim ersten Kontakt mit den Larven entwickeln Betroffenen meist nur eine leichte Hautreaktionen. Den ersten Hautkontakt mit Zerkarien spüren Schwimmer daher meist nicht.

Erst beim zweiten Mal – wenn das Immunsystem den Eindringling wiedererkennt – reagiert der Körper mit einer stärkeren Abwehrreaktion, was zum typischen Hautausschlag und zu starkem Juckreiz führt.

Das Auftreten von Zerkarien steht in keinem Zusammenhang mit der hygienischen Wasserqualität von Badeseen.

Wie sieht eine Badedermatitis aus?

Nachdem die Larven in die Haut eingedrungen sind, setzt bei Betroffenen ein Prickeln, Kribbeln, leichtes Jucken oder Brennen ein – ähnlich wie bei einem Mückenstich. An den betroffenen Stellen erscheinen gerötete Flecken. Diese Symptome treten auch auf, wenn Zerkarien den Körper zum ersten Mal befallen.

Bei sensibilisierten Personen, die ein weiteres Mal von den Parasiten befallen werden, zeigt sich nach etwa zehn bis 25 Stunden der eigentliche Hautausschlag (Dermatitis), der manchmal am gesamten Körper auftritt: Dieser ist begleitet von starkem Juckreiz, viel intensiver als z.B. bei einem Mückenstich. Zudem bilden sich an den betroffenen Hautstellen gerötete, geschwollene Quaddeln (punkt- bis plateauförmige Erhebungen der Haut) und Papeln (runde bis ovale Knötchen).

Sobald der Juckreiz nachlässt, gehen die Quaddeln und Papeln in kleine, derbe Erhebungen über und heilen dann nach einer Woche bis 20 Tagen ohne Folgen ab. Kratzen Betroffene jedoch die juckenden Quaddeln auf, ist es möglich, dass Bakterien die entstehenden Wunden infizieren und sich die Haut entzündet.

Bei besonders empfindlichen (allergischen) Personen oder bei einem starken Befall mit Zerkarien, ist es ausserdem in seltenen Fällen möglich, dass zusätzliche Symptome wie Lymphknotenschwellungen, Fieber, Übelkeit und/oder Kreislaufstörungen bis hin zu Schockzuständen auftreten.

Eine Badedermatitis ist nicht ansteckend. Auch das Verschlucken von Badewasser löst keine Zerkariendermatitis aus. Zerkarien gelangen ausschliesslich über die Haut in den Körper.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie von einer Badedermatitis betroffen sind, wenden Sie sich am besten an Ihren Hausarzt oder Hautarzt (Dermatologen). Der Arzt stellt eine Verdachtsdiagnose anhand der typischen Beschwerden wie Juckreiz und des Erscheinungsbildes der Haut (z.B. Quaddeln, Hautrötungen, Papeln).

Beim Gespräch mit dem Arzt (Anamnese) ist dabei vor allem die Information wichtig, dass Sie sich zuvor im Freiwasser aufgehalten hat. Nicht zuletzt, um andere Hauterkrankungen wie Insektenstiche oder andere Allergien weitgehend auszuschliessen.

Sicher diagnostizieren kann der Arzt eine Badedermatitis durch eine mikrobiologische Untersuchung des Badegewässers – und eine Blutuntersuchung, bei der er das Blut des Betroffenen auf Antikörper gegen Larvenbestandteile testet.

Um das Gewässer auf infizierte Schnecken zu kontrollieren, ist es möglich, die Schnecken in Gläser mit Wasser zu legen. Nach einer Weile verlassen die Larven die Schnecke, die unter dem Mikroskop erkennbar sind. Solche Untersuchungen sind jedoch meistens nicht notwendig.

Tritt die Badedermatitis regional und zeitlich gehäuft bei Schwimmern und Badenden auf, gibt dies dem Arzt weitere Hinweise.

Wie gefährlich ist eine Badedermatitis?

Der Hautausschlag bei einer Badedermatitis ist wegen des starken Juckreizes für Betroffene unangenehm, aber in der Regel harmlos. Die Hautveränderungen heilen oft innerhalb einer Woche, spätestens nach 20 Tagen von selbst und folgenlos ab.

Wenn Betroffene die Quaddeln aufkratzen, können Infektionen entstehen. Dann dauert die Heilung meist länger.

Die Badedermatitis kann jedoch individuell sehr verschieden verlaufen. Auch ist sie von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei empfindlichen (hypersensibilisierten) Allergikern können unter Umständen Fieber und Schockzustände auftreten, die umgehend ärztlich behandelt werden müssen.

Wie kann man vorbeugen?

Um sich vor einer Zerkariendermatitis zu schützen, sind bestimmte Verhaltensmassnahmen beim Schwimmen im Freiwasser hilfreich. Beachten Sie dazu Folgendes:

  • Zerkarien sind vor allem im warmen Flachwasser zu finden. Meiden Sie daher flache Uferzonen. Wer etwas weiter raus schwimmt, ist im tieferen und kühleren Gewässer sicher.
  • Halten Sie sich nicht allzu lange in seichten Gewässern auf. Mehrere kürzere Badeintervalle senken das Risiko, dass Zerkarien die Haut befallen.
  • Duschen Sie sich nach dem Baden sorgfältig mit sauberem Wasser ab, um eventuell vorhandene Zerkarien von der Haut zu spülen.
  • Nach dem Baden ist es wichtig, dass Sie sich gut abtrocknen. Durch das Frottieren der Haut entfernen Sie die Larven.
  • Wechseln Sie nasse Badekleidung am besten umgehend.
  • Einen gewissen Schutz bietet auch, die Haut mit wasserfesten Sonnencremes einzureiben. Dadurch ist es für die Parasiten schwieriger, in die Haut einzudringen.
  • Zur Vorbeugung ist es auch ratsam, an Badeplätzen keine Enten zu füttern, um die Tiere nicht zusätzlich anzulocken. Je mehr Enten sich dort befinden, desto höher ist das Risiko eines Zerkarienbefalls.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.

ICD-Codes:
B65
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