Blut im Sperma

Von , Arzt
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

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Bei plötzlich auftretendem Blut im Sperma (Hämatospermie) erschrecken viele Männer. Dabei ist der Anblick oft schlimmer als die meist harmlosen Auslöser. Da manchmal aber auch ernsthafte Erkrankungen blutiges Sperma verursachen können, sollten Sie das Symptom immer ärztlich abklären lassen. Hier erfahren Sie alles Wichtige zu den möglichen Ursachen und der Behandlung von Blut im Sperma.

Blut im Sperma

Kurzübersicht

  • Ursachen für Blut im Sperma: oft unbekannt (idiopathische Hämatospermie), in den anderen Fällen z. B. mechanische Verletzungen, Entzündungen, systemische Erkrankungen (wie Bluthochdruck), Tumoren
  • Wer ist betroffen? Meist Männer unter 40 Jahren, aber auch bei anderen Altersgruppen kann Blut im Ejakulat (Samenflüssigkeit) auftreten. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich hoch, weil viele betroffene Männer aus Scham nicht zum Arzt gehen.
  • Ist Blut im Sperma gefährlich? In den meisten Fällen nicht. Gelegentlich steckt aber eine ernste Erkrankung dahinter.
  • Wie äussert sich Blut im Sperma? Je nachdem, wie lange das Blut sich schon im Sperma befindet, kann es das Ejakulat hellrot (frisches Blut) bis dunkel-/schwarzbraun (schon länger vorhandenes Blut) färben; Schmerzen treten normalerweise nicht auf
  • Wann zum Arzt? Wenn Sie über längere Zeit bei sich Blut im Sperma beobachten und/oder weitere Symptome haben (z.B. Knoten in den Hoden)
  • Behandlung: je nach Ursache mit Abwarten (idiopathische Hämatospermie), Medikamenten oder einer OP

Blut im Sperma: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Von Blut im Sperma (Hämatospermie, umgangssprachlich auch "Blut im Samen") spricht man, wenn die Samenflüssigkeit Blut beziehungsweise Blutbestandteile enthält. Dann ist das normalerweise weiss bis gelbliche Ejakulat rötlich bis (schwarz)braun verfärbt.

Sehr oft lässt sich keine Erklärung für das Blut im Sperma finden. Diese sogenannte idiopathische Hämatospermie macht fast die Hälfte aller Fälle von blutigem Sperma aus.

Bei einer Hämatospermie mit bekannten Ursachen sind diese meistens mehr oder weniger harmlos. Nur selten stecken wirklich gefährliche Auslöser dahinter. Zu den bekannten Ursachen von Blut im Sperma zählen:

  • Entzündungen: Unter den bekannten Ursachen von Blut im Sperma bilden sie die Mehrheit. Sehr oft sind etwa Entzündungen der Prostata (Prostatitis), Harnröhre (Urethritis) oder Nebenhoden (Epididymitis) der Grund für Blut im Sperma. Ursache für die Entzündungen sind wiederum meist Infektionen (inkl. einiger sexuell übertragbarer Krankheiten).
  • mechanische Schädigungen: Sie passieren etwa bei bestimmter Untersuchungen (wie Prostatastanzbiopsie) und Operationen (etwa eine Hämorrhoiden-Op). Auch intensiver, lang andauernder Sex sowie autoerotische Praktiken (z.B. Einführen von Gegenständen in die Harnröhre) können Harnröhre und/oder Eichel verletzen und so zu Blut im Sperma führen.
  • systemische Erkrankungen: Manchmal ist Blut im Sperma die Folge von Erkrankungen, die den Körper allgemein betreffen, zum Beispiel Bluthochdruck, eine gestörte Blutgerinnung oder Lebererkrankungen.
  • Krebs: Sehr selten ist ein bösartiger Tumor – etwa der Prostata, der Samenblasen oder der Harnröhre – die Ursache für Blut im Ejakulat. Hodenkrebs kann sich theoretisch auch so äussern, fällt aber in der Regel durch andere Symptome auf.
  • sonstige Ursachen: Manchmal bilden sich in Prostata oder Samenbläschen Steine, aufgrund derer Blut ins Sperma gelangt. Auch angeborene Verengungen (Strikturen) von Samenleiter oder Harnröhre sowie krankhaft erweiterte Venen (Varizen) und Zysten an der Prostata sind mögliche Auslöser von Blut im Sperma. Das Gleiche gilt für kleine Aussackungen (Divertikel) im Samenleiter oder in der Harnröhre. Selten geht die gutartige Prostatavergrösserung (benigne Prostatahyperplasie) mit einer blutigen Samenflüssigkeit einher.

Blut im Sperma: Wann ist es gefährlich?

Wer Blut in seinem Sperma entdeckt, wird zunächst sicherlich alarmiert sein. Allerdings ist es in den meisten Fällen harmlos und kein Symptom einer Erkrankung (wie Geschlechtskrankheit, Krebs oder anderen Tumoren). Auch die Sexualfunktion ist für gewöhnlich trotz Blut im Ejakulat nicht eingeschränkt.

Warnsignale, die eine ernste Erkrankung wie Prostatakrebs oder eine Entzündung der Prostata, der Harnröhre oder der Nebenhoden anzeigen könnten, sind:

  • Es taucht über mehr als vier Wochen Blut im Sperma auf.
  • Es ist ein Knoten im Hodensack tastbar.
  • Es treten weitere Symptome auf (siehe unten: "Blut im Sperma: Symptome")

Blut im Sperma: Symptome

Unter normalen Umständen ist kein Blut im Ejakulat zu finden. Wenn doch, ist die Blutmenge manchmal so gering, dass sie mit dem blossen Auge nicht sichtbar, sondern nur im Labor nachweisbar ist (Mikrohämatospermie). Erst ab einer gewissen Menge färbt sich die Samenflüssigkeit sichtbar rötlich (Makrohämatospermie).

Ist das Sperma hellrot oder mit helleren rötlichen Schlieren ausgestattet, enthält es frisches arterielles Blut. Es stammt typischerweise von einem geplatzten Äderchen an der Eichel oder in der Harnröhre.

Ist das Sperma dunkelrot oder sogar bräunlich gefärbt, verweilt das Blut wahrscheinlich schon länger in der Samenflüssigkeit und stammt eher aus der Prostata oder den Nebenhoden beziehungsweise Hoden.

Weh tut Blut im Sperma für gewöhnlich nicht. Es gibt aber einige Ursachen, die sich mit Schmerzen (etwa am Hodensack) bemerkbar machen, vor allem Entzündungen der Prostata und Nebenhoden.

Abhängig von der Ursache können noch weitere Symptome auftreten wie häufiger Harndrang oder ein schwacher Harnstrahl.

Blut im Sperma: Wann müssen Sie zum Arzt?

Wenn Sie bei sich Blut im Sperma bemerken, sollten Sie erstmal Ruhe bewahren. Oft bleibt es bei einem einmaligen Ereignis ohne erkennbare Ursache (idiopathische Hämatospermie).

Wenn das Symptom allerdings auch nach einigen Tagen noch nicht verschwunden ist, sollten Sie zu einem Arzt gehen – am besten gleich zum Fachmann, dem Urologen. Der kann anhand verschiedener Untersuchungen die möglichen Ursachen eingrenzen und bösartige Erkrankungen ausschliessen.

Grössere Eile ist immer dann geboten, wenn zusätzliche Symptome wie Schmerzen, Unregelmässigkeiten beim Wasserlassen oder tastbare Veränderungen an den Hoden Blut im Sperma begleiten. In solchen Fällen sollten Sie möglichst schnell einen Termin beim Arzt vereinbaren, damit er bei Bedarf zeitnah mit einer Therapie beginnen kann.

Blut im Sperma: Behandlung

Die Therapie von Blut im Sperma richtet sich nach dem Auslöser des Symptoms – sofern sich dieser feststellen lässt. Wenn beispielsweise eine mechanische Schädigung verantwortlich ist (etwa eine Verletzung der Penisgefässe), dann sollte der Betroffene das Genital schonen und eine Weile auf Geschlechtsverkehr verzichten.

Infektionsbedingte Entzündungen, die durch Bakterien verursacht werden, therapiert der Arzt in der Regel mit Antibiotika. Hier sollte sich der Betroffene ebenfalls schonen und für eine Weile auf Sex verzichten, auch um den Partner nicht anzustecken. Bei viralen Infektionen kommen eventuell spezielle antivirale Medikamente zum Einsatz.

Verengungen (Strikturen) von Samenleiter oder Harnröhre, Prostata-Zysten sowie Krampfadern (Varizen) der Prostata lassen sich oft operieren. Auch bösartige Erkrankungen behandelt der Arzt häufig operativ, eventuell zusammen mit einer Chemotherapie. Systemische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Gerinnungsstörungen lassen sich meist mit Medikamenten gut in den Griff bekommen.

Bei Blut im Sperma ohne erkennbarer Ursache (idiopathischer Hämatospermie) ist letztlich überhaupt keine Therapie notwendig. Die Devise lautet dann: abwarten. Das Blut im Sperma verschwindet oft von allein wieder.

Blut im Sperma: Untersuchungen und Diagnose

Den Anfang bildet ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Dabei fragt der Arzt unter anderem, wann der Patient das Blut im Sperma erstmals beobachtet hat, ob weitere Symptome (wie Schmerzen) bestehen und bekannte Grunderkrankungen vorliegen (z.B. Bluthochdruck).

Danach folgt eine körperliche Untersuchung. Bei dieser inspiziert der Arzt vor allem den Genitalbereich des Patienten und achtet dabei auf äusserlich erkennbare Veränderungen, zum Beispiel einen geschwollenen Hodensack. Er wird auch die Hoden und Nebenhoden abtasten und schauen, ob das für den Patienten schmerzhaft ist.

Die Beschaffenheit der Prostata kann der Arzt grob mit Hilfe der sogenannten digitalen rektalen Untersuchung (DRU) beurteilen. Dabei führt der Untersucher in Schutzhandschuhen einen Finger in den Anus des Patienten ein und ertastet die Seite der Prostata, die dem Darm zugewandt ist. Grössere Schwellungen oder Unregelmässigkeiten der Vorsteherdrüse lassen sich auf diese Weise entdecken; für mehr Details bedarf es aber einer genaueren Untersuchungstechnik:

Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, die Prostata mittels einer Ultraschalluntersuchung über den After genauer zu beurteilen. Dieser sogenannte transrektale Ultraschall (TRUS) ist eine Form der Endosonografie. In seltenen Fällen kommt auch eine Magnetresonanztomografie (MRT, Kernspintomografie) zum Einsatz.

Schliesslich nimmt der Arzt noch einige Laboruntersuchungen vor. Dazu gehören unter anderem:

  • Blutbild inklusive Gerinnungskontrolle
  • Messung der Leberwerte im Blut
  • Messung des PSA-Wertes im Blut (PSA = prostataspezifisches Antigen; ein Enzym, das mit Prostataerkrankungen in Verbindung steht)
  • Urinanalyse mit Test auf Blut im Urin
  • Untersuchung des Spermas auf mögliche Erreger (Spermakultur) und etwaige Störungen (Spermiogramm)

Können diese vielfältigen Untersuchungsmethoden keinen Grund für das Blut im Sperma finden, liegt in der Regel eine idiopathische Hämatospermie vor. Ergeben Sie dagegen eine klare Ursache, kann der Arzt passend dazu eine Behandlung vorschlagen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Marian Grosser
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

Quellen:
  • Furuya, S. et al.: "Natural history of hematospermia in 189 Japanese men"; in: International Journal of Urology, 12. August 2016
  • Manski, D.: Urologie, Online Lehrbuch für Ärzte: "Hämatospermie: Ursachen und Diagnose für Blut im Sperma"; unter: www.urologielehrbuch.de (Abruf: 19.03.2020)
  • Mathers, M. et al.: "Hämospermie – ein Symptom mit vielen möglichen Ursachen"; in: Deutsches Ärzteblatt International 2017; 114:186
  • MSD Manuals – Ausgabe für Patienten: "Samenflüssigkeit, Blut in der"; unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 19.03.2020)
  • Schmelz, H. U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2014
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