Knieschmerzen

Von , Chefredakteur und Humanmediziner
und , Medizinredakteurin und Biologin
Jens Richter

Jens Richter ist Chefredakteur bei NetDoktor. Seit Juli 2020 ist der Mediziner und Journalist außerdem als COO für den Geschäftsbetrieb und die strategische Weiterentwicklung von NetDoktor verantwortlich.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Knieschmerzen (Gonalgie) treten plötzlich oder schleichend auf, entweder in Ruhe, bei Bewegungen oder Belastungen. Manchmal sind sie auf einen bestimmten Bereich beschränkt, in anderen Fällen betreffen sie das gesamte Gelenk. Oftmals werden Knieschmerzen von weiteren Beschwerden begleitet (zum Beispiel Rötung oder Schwellung). Lesen Sie hier, was möglicherweise hinter den Schmerzen steckt und wie sie sich lindern lassen.

Untersuchung eines Knies

Kurzübersicht

Beschreibung

Ohne unsere Knie wären viele alltägliche Dinge nicht möglich, zum Beispiel zu gehen oder sich in die Hocke zu setzen. Meist verrichten sie viele Jahre mehr oder weniger unscheinbar ihren Dienst. Doch bei vielen kommt es eines Tages dazu, dass Knieschmerzen die Aufmerksamkeit auf diese wichtige Stütze unseres Körpers lenken.

Knieschmerzen (Gonalgie) treten im linken wie im rechten Knie auf, einseitig oder auf beiden Seiten. Teilweise sind sie eher im vorderen, hinteren, inneren oder äusseren Teil des Knies zu spüren, in anderen Fällen ist das gesamte Gelenk betroffen und der Schmerz nicht genau zu lokalisieren.

Manchmal entstehen Kniebeschwerden plötzlich, in anderen Fällen nehmen sie schleichend zu. Je nach Ursache sind Knieschmerzen nur ein vorübergehendes (behandelbares) Gesundheitsproblem oder aber langanhaltende Beschwerden.

Bei einigen Betroffenen sind die Knieschmerzen so heftig, dass Gehen, Stehen oder sogar längeres Sitzen kaum noch möglich sind. Sich mit solchen ständigen Knieschmerzen zu arrangieren, ist in solchen Fällen ein längerer Prozess, der unter Umständen viel Geduld erfordert.

Nicht alle Schäden im Knie äussern sich als klassischer Gelenkschmerz. Manchmal werden Schmerzen, die vom Knie ausstrahlen, an anderer Stelle (etwa der umgebenden Muskulatur) wahrgenommen. Umgekehrt haben vermeintliche Knieschmerzen ihre Ursache unter Umständen an anderen Körperteilen.

So strahlen zum Beispiel Verletzungen am Hüftgelenk oder der Wirbelsäule in einigen Fällen nach unten und verursachen so Knieschmerzen.

Es ist deshalb sehr wichtig, den grundsätzlichen Aufbau und die Funktion des Knies zu verstehen und auch bei unklaren Knieschmerzen die Ursache zu ergründen.

So ist das Knie aufgebaut

Das Kniegelenk ist das grösste Gelenk des menschlichen Körpers und besteht genaugenommen aus zwei Einzelgelenken:

  • Das grosse, tragende Gelenk zwischen Oberschenkelknochen (Femur) und Schienbein (Tibia)
  • Das für die Kraft-Umlenkung entscheidende Gelenk zwischen der Kniescheibe (Patella) und dem Oberschenkelknochen

Das Knie funktioniert mechanisch wie ein einseitig begrenztes Scharnier. Aufgrund seiner raffinierten inneren Struktur bietet es aber auch einen gewissen Spielraum für leichte Verdrehungen um die Längsachse.

Durch eine Hülle aus Bindegewebe (Bindegewebskapsel) ist das Gelenk nach aussen abgeschlossen. Mediziner unterscheiden deshalb zwischen Schäden oder Verletzungen innerhalb (intraartikulär) und ausserhalb des Gelenks (extraartikulär).

Im Alltag ist das Kniegelenk unter anderem beim Gehen, Rennen und Springen teilweise hohen Belastungen ausgesetzt.

Um mit diesen Belastungen fertig zu werden, ist das Kniegelenk mit zahlreichen Strukturen ausgestattet, die es stabilisieren, Kräfte ausgleichen und abfedern.

Muskeln, Bänder und Sehnen sorgen für Stabilität

Muskeln und Bänder gewährleisten die Stabilität des Kniegelenks bei gleichzeitiger Beweglichkeit.

Die sogenannten Kreuzbänder (je ein vorderes und ein hinteres) sowie Seitenbänder (aussen und innen) verbinden Ober- und Unterschenkelknochen straff miteinander. Sie gewährleisten, dass Ober- und Unterschenkel bei Belastung in Position zueinander bleiben und sich nicht gegeneinander verschieben.

Muskelkraft wirkt vorn über die kräftige Patellasehne und die Kniescheibe auf das Gelenk. Hinter dem Knie setzen kleinere Sehnen aus der hinteren Oberschenkelmuskulatur am Schienbeinknochen an. Kleinere Muskeln sind in Gegenrichtung wirksam: Sie ziehen vom hinteren Scheinbein zum Oberschenkelknochen.

Menisken und Schleimbeutel

Im Inneren des Knies sitzen auf dem Schienbeinknochen zwei sichelförmige Knorpelscheiben, die sogenannten Menisken. Sie fangen als Puffer Stoss- und Druckbelastungen im Knie auf und verteilen sie gleichmässig im Gelenk. Daneben sorgen sie dafür, dass nährstoffreiche Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) gleichmässig über die Gelenkknorpel verteilt wird.

Zusätzlich befinden sich noch Schleimbeutel (Bursae) im Knie. Diese flüssigkeitsgefüllten Bindegewebskissen sitzen als Polster an Stellen, an denen besonders grosser Druck und Reibung entstehen.

Was sind die Ursachen?

Fehlfunktionen, Schädigung, Abnutzung, Entzündungen oder Verletzungen einzelner oder mehrerer Komponenten des Knies führen immer wieder zu Schmerzen der Knie.

Häufig werden sie durch Verletzungen im Sport verursacht. Besonders riskant sind Sportarten mit abrupten Stopp-Bewegungen und Richtungswechseln, aber auch solche, bei denen das Knie unter hoher Last gebeugt und gedreht wird. Dazu zählen beispielsweise Fussball, Handball, Hockey und alpiner Skisport.

Schwimmen führt in einigen Fällen ebenfalls zu Knieschmerzen. So entsteht das sogenannte "Schwimmer-Knie" etwa beim Brustschwimmen durch wiederholte Drehbewegungen im Kniegelenk. Flossen verstärken diese Beanspruchung noch. Auch das Wenden im Becken bei Leistungsschwimmern belastet die Knie und löst hin und wieder Knieschmerzen aus.

Auch Kraftsportarten führen oft zu schmerzhaften Prellungen, Bänder-Zerrungen und Schäden an Meniskus oder Kreuzband.

Doch nicht nur beim Sport kommt es zu Knie-Schäden und -Schmerzen. Auch Über- und Fehlbelastungen des Gelenks in Beruf oder Alltag führen unter Umständen dazu. Beispielsweise bei Parkett- oder Fliesenlegern – Berufe, bei denen viel kniend auf dem Boden gearbeitet wird und bei denen es in der Folge häufig zu Arthrosen kommt.

Teilweise entsteht Gonalgie aber auch, wenn ein Kniegelenk zu selten in Gebrauch ist und die dazugehörigen Muskeln untrainiert sind.

Ausserdem kommen unter Umständen Verschleiss, Stoffwechselstörungen, Autoimmun-Krankheiten und Infektionen als Ursache in Frage.

Je nach Ort, von dem die Knieschmerzen ausgehen, lassen sich mögliche Ursachen in einigen Fällen eingrenzen. Häufig sind aber mehrere Teile des Knies gleichzeitig betroffen, was es unter Umständen schwierig macht, den Ursprung der Schmerzen zu bestimmen. Das ist vor allem bei Verletzungen, aber auch bei grösseren Entzündungen, Blutergüssen oder ähnlichem der Fall.

Hier finden sie einige Ursachen für Knieschmerzen je nach Lokalisation:

Schmerzen am vorderen Knie

Häufige mögliche Ursachen für Schmerzen am vorderen Teil des Knies sind:

Patellaluxation

Springt die Kniescheibe (Patella) aus dem Gleitbett am unteren Oberschenkel, in dem sie normalerweise verläuft, spricht man von einer Patellaluxation (Luxation = Ausrenkung). Meist springt die Knieschreibe dabei nach aussen.

Ursachen dafür sind:

  • Traumatisch: Gewalt-Einwirkung auf die Kniescheibe in eine bestimmte Richtung. In seltenen Fällen kommt es als Begleiterscheinung von Kapsel-Band-Verletzungen des Knies durch direktes Trauma zur Patellaluxation
  • Atraumatisch: Begünstigt durch Faktoren wie Achsen-Fehl-Stellung, angeborene Fehlbildungen von Kniescheibe oder Gleitlager, oder angeborene bzw. erworbene Anomalien von Bändern ("Bandschlaffheit") oder Muskeln. Oft durch plötzliches Wegknicken nach Sturz oder Drehung des Gelenks, dann häufig wiederkehrend
  • Angeborene Luxation: Zum Beispiel beim Nagel-Patella-Syndrom
  • Dauerhafte oder langanhaltende (chronische) Luxation: Nach wiederkehrender Luxation in der Kindheit, meist durch sehr schlaffe Bänder bedingt.
  • Von den Nerven ausgehend (neurogen): Verkrampfen bestimmte Muskeln aufgrund einer "Fehlsteuerung" durch das Nervensystem führt unter Umständen ebenfalls zu einer Patellaluxation

Patellafraktur

Bei einer Fraktur der Patella handelt es sich um einen Bruch des Kniescheiben-Knochens. Dieser entsteht in der Regel durch Gewalteinwirkung, häufig von vorne, zum Beispiel bei einem Autounfall, wenn das Knie gegen die Armatur schlägt. Unter Umständen kommt es auch beim Sport zu Situationen, die zu einer Patellafraktur führen.

Die Patella-Fraktur tritt am häufigsten quer, aber auch längs oder schräg auf. Man unterscheidet zusätzlich zwischen Trümmerfraktur (Bruch, bei dem mehrere Fragmente entstehen), knöchernen Ausrissen und Absprengungen von Knochen- und Knorpel-Material.

Meist lässt sich das Knie nicht mehr komplett strecken. Ausserdem kommt es oft zu einem Bluterguss und einer Schwellung im Gelenk (Hämarthros).

Bei einigen Menschen wachsen die einzelnen Knochenkerne der Kniescheibe nicht zusammen, sie haben dann eine geteilte Kniescheibe von Geburt an (Patella partita).

Osgood-Schlatter-Krankheit

Bei der Osgood-Schlatter-Krankheit kommt es dort, wo die Sehnen der Oberschenkelmuskeln am Schienbeinknochen befestigt sind (Tuberositas tibiae), zum Absterben (Nekrose) von Zellen. Dies wurde nicht durch eine Infektion hervorgerufen (aseptisch). Sie zeigt sich meist durch Belastungs- beziehungsweise Druckschmerz am oberen Teil des Schienbeins (Schienbeinkopf).

Ausserdem kommt es zur Schwellung und verstärkten Schmerzen, wenn das Knie gegen den Widerstand gestreckt wird. Meist sind Jungen zwischen 10 und 15 Jahren betroffen. Die Ursache ist bisher unbekannt, vermutet wird ein verstärkter Zug am Kniescheibenband (ligamentum patellae) bei sportlicher Belastung.

"Springerknie" (Patella-Tendinopathie)

Beim "Springerknie" handelt es sich um eine überlastungsabhängige Erkrankung der Kniescheiben-Sehne. Es kommt zu einer Schwächung des Sehnengewebes (Degeneration) durch wiederholte Belastung.

Die Patella-Tendinopathie zeigt sich meist durch Schmerzen im unteren Drittel der Kniescheibe (seltener auch unterhalb der Kniescheibe), häufig in der Aufwärmphase.

Während der Belastung lässt der Schmerz häufig nach, kommt aber in einigen Fällen am Folgetag vermehrt zurück. Schmerzen zeigen sich auch beim Strecken des Knies, vor allem bei Sprungbelastung.

Die Patella-Tendinopathie tritt meist bei jungen Athleten im Alter zwischen 15 und 30 Jahren auf vor allem bei Athleten, die Sprung-Sportarten ausüben, oder in Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln (viele Ballsportarten).

Patellofemorales Schmerzsyndrom

Das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFS) äussert sich durch meist diffuse Schmerzen im Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkel – also um die Kniescheibe herum beziehungsweise darunter. Es tritt insbesondere bei Belastung auf, teilweise tut das Knie aber auch in Ruhe, nach dem Sport oder anderen Belastungen weh.

Wird das Gelenk weiter belastet – zum Beispiel beim Laufen, Fahrrad fahren oder direkt danach – kommt es gegebenenfalls auch zu einer Schwellung.

Das PFS wird unter anderem durch Fehlstellungen der Beinachse, Knorpelschäden (Chondromalacia patellae) oder einem Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Oberschenkelmuskeln begünstigt. Ausserdem kommt es bei Patellaluxation (siehe oben) oder in der Folge von Unfällen vor.

Schmerzen am inneren Knie (medial)

Gehen die Schmerzen eher von der Innenseite des Knies aus (medial), kommen unter anderem folgende Ursachen in Frage:

Innenbandriss

Unter einem Innenbandriss versteht man den Riss des Innenbandes des Knies, meist durch Verletzungen beim Sport. Er tritt entweder allein oder in Zusammenhang mit einem vorderen Kreuzbandriss und einem (inneren = "medialen") Meniskusriss auf. Treten alle drei gleichzeitig auf, spricht man von einer "unhappy triad" oder einem "unglücklichen Dreiergespann".

Ursache ist meist eine Drehung des Unterschenkels nach aussen, während das Bein gestreckt ist.

Es kommt zu plötzlichem beziehungsweise akutem Schmerz und einer Schwellung an der Innenseite des Knies. Sind weitere Strukturen verletzt (zum Beispiel bei der "unhappy triad"), wird das Gelenk unter Umständen auch instabil.

Innenmeniskusriss

Meniskusrisse entstehen oft durch die Kombination aus Beugung und Drehung im Kniegelenk. Auch natürlicher Verschleiss (Degeneration) ist eine mögliche Ursache. Dabei reisst der Meniskus teilweise ein- oder komplett vom Schienbeindach ab.

Häufig treten zunächst akute und teilweise starke Schmerzen auf, Ausserdem kommt es oft zu einem blutigen Gelenkerguss. Später entwickeln Patienten gegebenenfalls Schmerzen, die vor allem dann zu spüren sind, wenn das Knie gleichzeitig angewinkelt und gedreht wird (zum Beispiel im Schneidersitz).

Wenn sich ein Teil des Meniskus verletzungsbedingt in den Gelenkspalt verlagert, funktioniert das Kniegelenk unter Umständen nicht mehr richtig. Es lässt sich dann nicht mehr komplett strecken oder wird in einigen Fällen sogar komplett blockiert.

Riss-Verletzungen betreffen besonders oft den Meniskus auf der Gelenk-Innenseite (Innenmeniskus).

Pes-Anserinus-Syndrom

Das sogenannte Pes-Anserinus-Syndrom entsteht durch eine Entzündung von Sehnen der Hüft- beziehungsweise Oberschenkel-Muskulatur (Musculus sartorius, Musculus gracilis, Musculus semitendinosus) oder der Schleimbeutel zwischen ihnen (Pes-Anserinus-Bursitis).

Meist sind sportliche Überbelastung, Verletzungen oder ein Ungleichgewicht zwischen Teilen der Oberschenkel-Muskulatur die Ursache.

Die Schmerzen zeigen sich häufig an der Innenseite des Kniegelenks oder des oberen Teils des Schienbeins, insbesondere beim Laufen, Springen oder Treppensteigen.

Plica-Syndrom

Durch die Reizung einer Falte (Plica) der Kniegelenk-Schleimhaut entstehen Entzündung und Schmerzen meist an der Innenseite (medial) der Kniescheibe, vor allem unter Belastung oder nach Verletzung.

Unter Umständen kommt es ausserdem zur Schwellung, gegebenenfalls lässt sich das Knie auch nicht mehr vollständig strecken, fühlt sich also blockiert an. Einige Patienten klagen auch über eine Steifigkeit nach längerem sitzen.

Schmerzen am äusseren Knie (lateral)

Bei Schmerzen an der Knie-Aussenseite (lateral) sind folgende Ursachen häufig:

Läuferknie (iliotibiales Bandsyndrom)

Das Läuferknie ("runner's knee") oder iliotibiale Bandsyndrom (ITBS) ist eine schmerzhafte Reizung des Faserzuges, der aussen von Oberschenkel zum Schienbein zieht und verhindert, dass sich der Oberschenkel gegenüber dem Unterschenkel nach aussen bewegt. Das Läuferknie äussert sich meist durch eine Druck-Schmerz-Empfindlichkeit am äusseren Knie oder knapp darunter.

Ursache ist meist eine Überlastung des dortigen Band-Apparates. Dies kommt häufig bei intensiv trainierenden Läufern und Radfahrern vor. Auch nicht korrigierte "O-Beine", unterschiedliche Beinlängen, Schleimbeutel-Entzündungen, falsche Laufschuhe oder -Technik lösen unter Umständen ein iliotibiales Bandsyndrom aus.

Aussenbandriss am Knie

Hierbei handelt es sich um eine Verletzung des Knie-Aussenbandes. Ursache ist meist eine Belastung des Knies, während es gleichzeitig nach aussen verdreht oder weg geknickt ist. Häufig werden dabei auch andere Kniebänder (Kreuzband oder Innenband) verletzt.

Es kommt zu massiven Schmerzen insbesondere bei Belastung, das Knie schwillt an und es entsteht gegebenenfalls auch ein Bluterguss.

Insgesamt ist der Aussenbandriss am Knie seltener, als der Innenbandriss.

Aussenmeniskusriss

Der Aussenmeniskusriss ist insgesamt deutlich seltener als der Innenmeniskusriss (siehe dort). Er wird aber ebenfalls meist durch Verschleiss (Degeneration) oder Verletzung durch Drehung bei gleichzeitiger Beugung des Knies bedingt.

Auch hier kommt es zu akuten Schmerzen, Gelenkerguss und eingeschränkter Streckbarkeit des Knies.

Schmerzen am hinteren Knie

Gehen die Schmerzen vom hinteren Teil des Knies aus – also um die Kniekehle herum – kommen im Wesentlichen folgende Ursachen in Frage:

Muskel- und Sehnen-Verletzungen

Verletzungen der hinteren Oberschenkel-Muskulatur entstehen häufig beim Sport, vor allem beim Sprinten. Sehnen-Verletzungen des "Halbsehnenmuskels" (Musculus semitendinosus) machen sich meist durch Schmerzen am hinteren, äusseren Knie (posterolateral) bemerkbar.

Begünstigende Faktoren sind unter anderem unzureichendes Aufwärmen, Überanstrengung oder falsche Lauftechnik.

In seltenen Fällen kommt es zu nervalen Symptomen. Dies geschieht zum Beispiel, wenn eine Schwellung durch einen Bluterguss auf einen Nerv drückt.

Verletzungen des "Zwillingswaden-Muskels" (Musculus gastrocnemius) sind vor allem beim Beugen des Knies oder Wadenheben spürbar. Sie treten in einigen Fällen allein, in anderen aber auch im Zusammenhang mit anderen Muskel-Schädigungen auf – insbesondere an Muskeln des Oberschenkels.

Die Kniekehlen-Sehne wird in der Regel durch eine Verletzung bei gestrecktem Knie oder Überlastung bei der Stabilisierung des Gelenks seitlich nach hinten (posterolateral) ausgelöst.

Schmerzen am hinteren, äusseren Knie – häufig mit Bluterguss im Gelenk – weisen gegebenenfalls auf eine Verletzung der Kniekehlen-Sehne hin. Auch wenn Sie Schmerzen zu Beginn der Schwingphase des Unterschenkels beim Gehen verspüren oder bei Belastung des Knies in einer 15-30°-Beugung, ist unter Umständen eine Verletzung dieser Sehne die Ursache.

Kreuzbandriss

Im Knie befinden sich zwei Kreuzbänder, ein vorderes und ein hinteres. Sie verhindern, dass sich der Oberschenkel-Knochen unter Belastung gegen Unterschenkel-Knochen verschiebt.

Schmerzen am hinteren Knie weisen eher auf einen Riss des hinteren Kreuzbandes hin. Dieser entsteht zum Beispiel bei Auto-Unfällen, bei Krafteinwirkung von vorne auf das gestreckte Knie. Wird diese Bewegung oder Krafteinwirkung von der umgebenden Muskulatur nicht ausreichend abgefangen, weil sie zu plötzlich oder zu stark ist, reisst in einigen Fällen ein Kreuzband.

Selten ist allein das hintere Kreuzband gerissen, meist auch das vordere und/oder das Aussenband. Insgesamt sind Risse des hinteren Kreuzbandes seltener, als jene des vorderen Kreuzbandes.

Baker-Zyste

Mit dem Begriff Baker-Zyste wird eine mit Flüssigkeit gefüllte Ausstülpung der hinteren Gelenkkapsel bezeichnet, die zwischen den Muskeln der Kniekehle hindurchtritt. Sie äussert sich meist als weiche Schwellung im hinteren Knie und Schmerzen in der Kniekehle.

Baker-Zysten sind entweder angeboren (primär), oder entstehen später (sekundär) als Folge wiederkehrender Gelenkergüsse, zum Beispiel durch Meniskusriss oder Knorpelschaden. In einigen Fällen auch wegen gesteigerter Flüssigkeitsproduktion bei Gelenk-Entzündungen.

Andere, seltenere Ursachen

Es gibt noch einige weitere Ursachen, die in seltenen Fällen zu Schmerzen am hinteren Knie führen. Dazu gehört eine Verletzung oder Reizung des Wadenbein-Nervs, der ein Teil des Ischias-Nervs ist. Nervenbedingte Schmerzen fühlen sich oft brennend an.

Gefäss-Erkrankungen wie zum Beispiel eine "Arterien-Erweiterung" (Aneurysma) oder ein "Blutgerinnsel" (Thrombose) führen in manchen Fällen ebenfalls zu Knieschmerzen im hinteren Bereich.

Auch Knochen-Verletzungen beziehungsweise -Brüche, seltener degenerative Knochen-Erkrankungen oder Knochen-Tumore äussern sich in seltenen Fällen durch Schmerzen an der Rückseite des Knies.

Knieschmerzen unabhängig von der Lokalisation

Nicht nur wo, sondern auch wann die Schmerzen auftreten, gibt in einigen Fällen Hinweise auf die mögliche Ursache:

  • Anlaufschmerz (Einlaufschmerz): So bezeichnet man Knieschmerzen, die sich zu Beginn einer Bewegung im Gelenk bemerkbar machen und bei weiterer Bewegung nachlassen. Die Ursache ist oft eine Abnutzung (Arthrose) des Kniegelenks (Gonarthrose). Häufig macht sich diese beim Treppensteigen, Aufstehen oder Bergabgehen bemerkbar.
  • Bewegungsschmerzen: Schmerzt das Knie mehr oder weniger anhaltend während Bewegungen, liegt das oft an einer frischen Verletzung (beispielsweise von Sehnen, Bändern, Schleimbeuteln, Menisken).
  • Belastungsschmerzen: Zeigen sich die Knieschmerzen nur bei Belastung des Gelenks, zum Beispiel beim Auftreten, weist dies unter Umständen auf eine Meniskusverletzung hin. Schmerzen die Knie vor allem, wenn sie beim Treppensteigen belastet werden, ist das Pes-Anserinus-Syndrom (siehe oben) eine der möglichen Ursachen.
  • Ruheschmerzen: Wenn die Knieschmerzen (auch) in Ruhe auftreten, also nachts oder generell im Liegen oder nach längerem Sitzen, ist möglicherweise eine rheumatoide Arthritis der Grund. Auch degenerative Erkrankungen wie die Arthrose oder andere Erkrankungen machen sich manchmal durch Schmerzen in der Ruhe beziehungsweise Nacht bemerkbar.

Manchmal lassen sich Knieschmerzen aber auch weder einem bestimmten Teil des Knies, noch bestimmten Aktivitäten oder Zeiträumen zuordnen, während derer sie spürbar sind:

Verletzungen

Verletzungen sind an praktisch allen Teilen des Knies möglich. Der Schmerz tritt dann am Ort der Verletzung auf, eventuell auch in der näheren Umgebung:

  • Prellungen sind häufig Auslöser von Knieschmerzen. Dabei entsteht durch einen Stoss, Schlag oder Sturz ein Bluterguss meist ausserhalb der Gelenkkapsel. Die Haut im betroffenen Bereich verfärbt sich bläulich-rot.
  • Zerrungen sind Überdehnungen von Muskeln, Bändern, der Kapsel oder der Sehnen um das Gelenk. Sie machen sich durch einen Bluterguss und Schmerzen bemerkbar. Ausserdem fühlt sich das betroffene Knie für die Patienten eine Zeitlang weniger stabil an.
  • Muskel- und Sehnen(ab)risse am Kniegelenk entstehen – bei sonst gesunden Menschen – meist nur bei grober Krafteinwirkung und daher besonders oft bei Sportlern. Seitenband-, Sehnenansatz- oder Patellarsehnenrisse gehen meist mit einem Bluterguss einher. Oft lässt sich das Gelenk nicht wie gewohnt bewegen oder belasten und fühlt sich instabil an.
  • Auch Knochenbrüche sind mögliche Ursachen für Knieschmerzen. Die Verletzung betrifft entweder den Kopf des Schienbein-Knochens, die sogenannten Gelenkrollen (Kondylen) des Oberschenkel-Knochens oder die Kniescheibe. Eine Knochenverletzung tritt manchmal auch bei einem Kreuzbandriss auf, wenn dabei ein Stück der knöchernen Verankerung ausreisst.
  • Offene Wunden wie Schürfwunden oder Schnitte sind meist harmlose Verletzungen an den Knien. Handelt es sich um tiefere Verletzungen, die unter Umständen die Gelenkkapsel verletzt haben, besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Vermutet der Arzt bei einem Patienten eine solche Verletzung der Gelenkkapsel, ist eine baldige Operation geboten.

Entzündungen

Manchmal liegt den Schmerzen im Knie eine Entzündung des Gelenks zugrunde. Sie werden in einigen Fällen durch Infektionen ausgelöst, es gibt aber auch rheumatische Krankheiten und bestimmte Stoffwechsel-Störungen, die das Innere des Kniegelenks angreifen:

  • Bei der chronischen, meist schubweise verlaufenden rheumatoiden Arthritis (Chronische Polyarthritis) greifen Immunzellen die Gelenkinnenhaut an. Diese entzündet sich und produziert dabei Entzündungsstoffe, welche das Bindegewebe und den Gelenkknorpel zerstören. Es kommt zu lange anhaltenden (chronischen) Knieschmerzen.
  • Auch Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) zählt zum Formenkreis rheumatoider Erkrankungen. Hier kommt es neben einer Entzündung zur zunehmenden Krümmung der Wirbelsäule. Patienten versuchen meist, diese Verkrümmung über eine Beugung von Hüfte und Knie auszugleichen. Knieschmerzen sind eine der möglichen Folgen.
  • Mit Arthrose (am Knie auch Kniegelenksarthrose oder Gonarthrose) bezeichnet man den Gelenkverschleiss. Der Knorpelüberzug der Gelenke nutzt sich ab, bis schliesslich die Knochen direkt aufeinander reiben. Je nachdem, wo der Knorpel geschädigt ist, treten Schmerzen eher innen oder aussen auf. Oft zeigt sich eine "Wetterfühligkeit" bei kälterem Wetter.
  • Bei Gicht ist der Harnsäure-Gehalt im Blut stark erhöht. Die überschüssige Harnsäure lagert sich dann in Salz-Kristallen in den Gelenken (wie dem Kniegelenk) ab, wobei sie Gelenk-Innenhaut und Knorpel reizt und schädigt. Gicht äussert sich im Knie oft schubweise mit sehr schmerzhafter Schwellung und Überwärmung.
  • Bei der Pseudogicht (Chondrokalzinose) bilden sich Kalzium-Salz-Kristalle, die sich im Knorpel ablagern. Das hat oft ähnliche Folgen wie die Ablagerung der Harnsäure-Kristalle bei Gicht.
  • Die reaktive Arthritis (früher: Morbus Reiter oder Reiter-Syndrom) ist ein weiterer Vertreter des rheumatoiden Formenkreises. Es handelt sich dabei um eine Entzündung, die unter Umständen nach bestimmten bakteriellen Infektionen des Darms, der Harnwege oder Geschlechtsorgane auftritt. In einigen Fällen kommt es bei der Erkrankung auch zu Knieschmerzen.
  • Das rheumatische Fieber wird durch bestimmte Bakterien, eine Streptokokken-Art, ausgelöst. Es befällt die Kniegelenke und andere Gelenke sowie Herz, Nieren und Nervensystem.
  • Nach Verletzungen, bei denen auch die Gelenkkapsel geschädigt wurde, kommt es häufig zu bakteriellen Infektionen, die zu einer Gelenk-Entzündung (Arthritis) führen. Ist das Knie betroffen, kommt es dann gegebenenfalls auch zu Knieschmerzen.
  • Die durch Zecken übertragene Lyme-Borrelioseverläuft häufig symptomlos, führt in einigen Fällen aber zu Gelenk-Entzündungen. Häufig sind die Kniegelenke betroffen, in einigen Fällen zusätzlich weitere grosse Gelenke, wie das Sprunggelenk. Dazu kommen meist Symptome wie die Wanderröte, in einigen Fällen auch Nervenschmerzen.
  • Der systemische Lupus erythematodes ist eine Autoimmun-Erkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen attackiert. Dabei bilden sich sogenannte Immunkomplexe aus Antikörpern und den angegriffenen Zellstrukturen. Unter Umständen lagern sie sich im Knie ab, was dann zu schmerzhaften Entzündungen der Gelenk-Innenhaut führt.
  • Die Psoriasis-Arthritis zählt ebenfalls zum rheumatoiden Formenkreis. Es handelt sich um eine chronische Gelenk-Entzündung, die im Zusammenhang mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) auftritt. Ist das Kniegelenk betroffen, werden die resultierenden Knieschmerzen schubweise schlimmer. Es gibt aber auch längere beschwerdefreie Phasen.
  • Sehnen- und Schleimbeutel-Entzündungen entstehen durch Verletzungen, Infektionen oder Überbelastungen.

Weitere Ursachen

Daneben gibt es noch einige weitere mögliche Ursachen für Knieschmerzen, die sich keiner der bisherigen Kategorien zuordnen lassen. Sie sind teilweise angeboren, entstehen aber teilweise auch erst im Laufe des Lebens:

  • Osteochondrosen sind Störungen der Knochenbildung bei Kindern. Sie treten während der Wachstumsphase auf und machen sich unter anderem durch Knieschmerzen bemerkbar.
  • Eine Osteonekrose bezeichnet das Absterben eines Knochenabschnittes (zum Beispiel die Osgood-Schlatter-Krankheit, siehe oben). Entweder wird sie durch Bakterien (septisch) oder durch eine Ernährungsstörung des Knochens ausgelöst (aseptisch). Auch Verletzungen führen in einigen Fällen zu Osteonekrose, wenn dabei die Knochenernährung unterbrochen wird.
  • Funktionsstörungen (angeboren oder erworben) im Hüftgelenk führen in einigen Fällen zu Schmerzen im Knie. Entweder entstehen die Schmerzen eigentlich in der Hüfte und strahlen nur bis ins Knie aus. Oder aber die Störung der Hüftfunktion beeinträchtigt die Bewegungskette und verursacht so eine Fehlbelastung des Knies, die in Schmerzen resultiert.
  • Die Bluterkrankheit (Hämophilie) ist eine erbliche Krankheit, bei der die Blutgerinnung gestört ist. Dabei kommt es unter anderem zu unvermittelten Gelenkblutungen. Der dadurch steigende Druck im Inneren des Gelenks führt dann unter Umständen zu Schmerzen im Knie.
  • Bösartige, aber auch gutartige Tumoren sind in einigen Fällen die Ursache für Knieschmerzen. Sie treten gegebenenfalls in Knochen, Fett- oder Bindegewebe, in Blutgefässen oder in der Gelenk-Inneninnenhaut auf.
  • Gelegentlich steckt hinter chronischen Knieschmerzen eine psychosomatische Ursache.
  • Beim sogenannten "Wachstumsschmerz" handelt es sich um häufig ziehende Schmerzen an den Gliedmassen, häufig in der Nacht, vor allem bei Kindern. Die Ursache ist bisher unklar. Eigentlich verläuft Wachstum ohne Schmerzen. Daher schliesst der Arzt zunächst alle anderen möglichen Ursachen aus, bevor er von einem "Wachstumsschmerz" ausgeht.

Was tun bei Knieschmerzen?

Viele Betroffene fragen sich, was gegen Knieschmerzen hilft. Je nach Ursache der Schmerzen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, diese zu lindern:

Was lässt sich selbst gegen Knieschmerzen tun?

Bei akuten Verletzungen des Kniegelenks geht es als Erstes darum, das Gelenk zu entlasten, die Schmerzen zu lindern und einer Schwellung entgegen zu wirken. Orientieren Sie sich dafür an der sogenannten PECH-Regel: Pause, Eis, Kompression (englisch: Compression), Hochlagern.

Zu kühlen bewirkt, dass sich die Blutgefässe zusammenziehen und ein Bluterguss nicht weiterwächst. Auch das Hochlagern verringert den Blutfluss zum verletzten Gebiet. Mit einem straffen Verband (Kompression) lässt sich das Knie zudem stabilisieren.

Auch kühlende Umschläge haben sich schon oft als entzündungshemmendes und schmerzlinderndes Hausmittel bewährt.

Stehen die Knieschmerzen im Zusammenhang mit einer rheumatischen Erkrankung, ist wärmen häufig angenehmer als zu kühlen.

Wenn die Knieschmerzen auf einer Reizung oder Entzündung des Gewebes beziehungsweise einer Prellung beruhen, verschaffen häufig Sportsalben und die Einnahme von Enzymtabletten Linderung. Ein Enzym aus der Ananas-Frucht (Bromelain) wirkt beispielsweise entzündungshemmend und abschwellend.

Falls notwendig, stehen Ihnen bei Knieschmerzen auch Schmerzmittel zur Verfügung. In der Apotheke bekommen Sie rezeptfreie Präparate aus der Gruppe der nicht-steroidalen Anti-Rheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac. Sie wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend.

Lassen Sie sich bezüglich der Wahl des Schmerzmittels, der Dosierung und Anwendung von einem Arzt oder Apotheker beraten.

Behandlung durch den Arzt

Eine wirksame Schmerztherapie ist bei der Behandlung von Knieschmerzen sehr wichtig. Der Arzt empfiehlt beziehungsweise verschreibt dem Patienten ein geeignetes Schmerzmittel. Dabei berücksichtigt er eventuelle Gegenanzeigen (Kontraindikationen) – also Umstände, welche gegen die Anwendung eines bestimmten Medikaments sprechen.

So nehmen beispielsweise Menschen mit einem Magengeschwür besser keine Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR ein.

Praktisch alle komplexeren Knie-Erkrankungen und dazugehörige Knieschmerzen gehören in die Hände spezialisierter Ärzte – beispielsweise Orthopäden und Radiologen für die genaue Diagnose und Chirurgen für eine unter Umständen erforderliche Operation.

Die Behandlung der Knieschmerzen richtet sich nach der Ursache. Stehen die Schmerzen beispielsweise im Zusammenhang mit einer offenen Verletzung, wird diese chirurgisch gereinigt und gegebenenfalls verschlossen. Wegen der hohen Infektionsgefahr für das Kniegelenk ist dabei besondere Sorgfalt wichtig.

Bei Blut- oder Reiz-Ergüssen im Knie verschafft unter Umständen eine Punktion Erleichterung. Dabei wird mit einer Hohlnadel die angesammelte Flüssigkeit abgezogen.

Mit Bandagen oder speziellen Schienen lassen sich bei manchen Verletzungen die Schmerzen im Knie lindern. Gleichzeitig wird der Bewegungsspielraum des Gelenks beschränkt. So haben die geschädigten Strukturen die Gelegenheit, in Ruhe abzuheilen.

Der Arzt verordnet bei Knieschmerzen gegebenenfalls auch physikalische und krankengymnastische Behandlungen. Dazu gehören unter anderem Ultraschall- oder Reizstrom-Therapie, medizinische Bäder, manualtherapeutische Griffe und krankengymnastische Übungen.

Sind andere Erkrankungen, wie Rheuma oder Psoriasis-Arthritis, die Ursache für Knieschmerzen, werden diese gesondert behandelt.

Komplementärmedizin

Es gibt auch Behandlungsmethoden ausserhalb der klassischen Schulmedizin. Diese umfassen bei Knieschmerzen unter anderem Homöopathie, Akkupunktur und Osteopathie. Sie werden idealerweise mit einem erfahrenen Heilpraktiker oder Arzt, der in diesen Methoden bewandert ist, abgesprochen.

Diese Konzepte der Komplementärmedizin und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Wann gehen Sie besser zum Arzt?

Offensichtliche Gründe für Knieschmerzen wie oberflächliche Schürfwunden, leichte Prellungen oder Zerrungen des Kniegelenks lassen sich meist selbst und ohne ärztliche Hilfe behandeln. Bei tieferen Wunden ist aber ein Arztbesuch dringend notwendig. Das gilt besonders, wenn möglicherweise die Gelenk-Kapsel verletzt wurde.

Dann besteht nämlich die Gefahr, dass Krankheitskeime ungehinderten Zutritt in den Gelenk-Innenraum haben. Werden solche Infektionen sowie ernste Gelenk-Verletzungen nicht behandelt, geht im schlimmsten Fall die Gelenkfunktion teilweise oder komplett verloren – das Gelenk versteift.

Gehen Sie auch dann zum Arzt, wenn möglicherweise Knochen, Bänder oder Knorpel des Knies geschädigt wurden.

Lassen Sie idealerweise Knieschmerzen ausserdem in folgenden Fällen ärztlich abklären:

  • Die Knieschmerzen sind sehr stark.
  • Die Ursache der Schmerzen ist unklar.
  • Die Beschwerden halten mehrere Tage an (trotz Schonung, Wärme- oder Kälte-Behandlung, Schmerzmittel, Hausmittel etc.) oder verlaufen schubweise.
  • Die Knieschmerzen werden von weiteren Symptomen begleitet wie zum Beispiel Rötung, Schwellung und Überwärmung des Gelenks, Blutergüsse, eingeschränkte Beweglichkeit des Gelenks oder Fieber.

Untersuchung

Der Arzt führt zunächst ein ausführliches Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) mit dem Patienten. Dabei fragt er unter anderem, seit wann die Schmerzen bestehen und ob es einen vermutlichen Auslöser (wie Unfall, sportliche Belastungen) gibt.

Auch die genaue Lage der Knieschmerzen (beispielsweise Innenseite, Aussenseite), ihr Verlauf und eventuelle Grunderkrankungen (wie rheumatische Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen) sind wichtig für die Diagnose.

Der Arzt erkundigt sich ausserdem, ob bereits irgendwelche Therapieversuche (wie Verband, Kühlung oder Schmerzsalben) unternommen wurden und wie gut diese gewirkt haben.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt testet bei der körperlichen Untersuchung, wie weit sich das Kniegelenk des Betroffenen aus eigener Kraft beugen lässt (aktive Beugung) und wie weit es sich schmerzfrei mit Hilfe beugen lässt (passive Beugung). Gegebenenfalls liefert dieser Test auch Hinweise darauf, wie stark die Knieschmerzen sind.

Ausserdem tastet der Arzt die Sehnen und Bänder im Bereich des Knies auf eventuelle Auffälligkeiten ab, wie zum Beispiel tastbare Verletzungen oder Schmerzen bei Druck.

Ein wichtiger Funktionstest für die Kreuzbänder ist der Schubladen-Test: Lässt sich der Kopf des Schienbeins im Verhältnis zum Oberschenkelknochen nach vorne ziehen, ist das vordere Kreuzband instabil (gerissen). Ist es dagegen möglich, den Schienbeinkopf im Verhältnis zum Oberschenkel nach hinten zu schieben, ist das hintere Kreuzband lädiert.

Der Arzt bittet den Patienten unter Umständen auch, einige Schritte auf und ab zu gehen, um das Gangbild zu beurteilen. Dabei werden zum Beispiel Einschränkungen der Beweglichkeit und Schonhaltungen sichtbar.

Bildgebung

Oft sind zur Abklärung von Knieschmerzen auch bildgebende Untersuchungen nötig:

  • Per Ultraschall-Untersuchung lassen sich zum Beispiel grössere Schäden an Sehnen und Bändern oder ein Kniegelenkserguss nachweisen.
  • Mittels Röntgen-Untersuchung entdeckt der Arzt Knochenbrüche oder Abweichungen der Gelenk-Stellung, ausserdem lässt sich so die Dicke des Gelenk-Knorpels beurteilen. Auch für Arthrose oder entzündliche Gelenk-Erkrankungen typische Knochen-Verformungen werden auf dem Röntgenbild sichtbar.
  • Bei der Computertomografie (CT) werden mithilfe eines um den Patienten kreisenden Röntgenstrahls detaillierte Schichtaufnahmen des Kniegelenks erstellt. Viele Veränderungen im Gelenk-Inneren lassen sich so erkennen.
  • Ein weiteres Schichtbildverfahren, die Kernspintomographie (Magnetresonanztomografie oder MRT), ist besonders gut geeignet, um im Inneren des Kniegelenks verborgene Schäden an Bändern, Sehnen oder Menisken zu erkennen. Bei der Untersuchung werden keine Röntgenstrahlen, sondern starke Magnetfelder eingesetzt.
  • Eine Szintigrafie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung. Dabei macht der Arzt mithilfe von radioaktiv markierten Stoffen die Stoffwechselaktivität verschiedener Gewebe sichtbar. Dadurch lassen sich Entzündungen oder abgestorbenes Knochengewebe erkennbar machen.

Weitere Untersuchungen

Eventuell ordnet der Arzt noch weitere Untersuchungen an:

  • In einigen Fällen lässt sich ein Schaden am Kniegelenk mit Hilfe einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) genauer beurteilen. Dazu führt der Arzt über einen kleinen Hautschnitt ein Instrument ins Gelenk ein, das mit einer Kamera ausgestattet ist (Endoskop). Auch chirurgische Eingriffe am Gelenk lassen sich mit Hilfe eines solchen Endoskops durchführen.
  • Eine Angiografie ist eine Röntgen-Untersuchung der Blutgefässe. Dem Patienten wird ein Kontrastmittel gespritzt, das die Gefässe auf dem Röntgenbild gut sichtbar macht. So lassen sich Durchblutungsstörungen oder abgestorbene Knochenteile (Osteonekrosen) als Ursache der Knieschmerzen nachweisen.
  • Eine Blut-Untersuchung gibt unter Umständen Hinweise auf Infektionen, Autoimmun- oder Rheuma-Erkrankungen. Auch Stoffwechsel-Krankheiten wie die Gicht sind anhand von Blutwerten nachweisbar.
  • Urin- oder Stuhl-Untersuchungen werden insbesondere zum Nachweis von Keimen (wie Bakterien) durchgeführt, da manche Erreger unter Umständen zu einer entzündlichen Reaktion innerhalb des Gelenks führen.
  • In einigen Fällen ist eine Untersuchung der Gelenkflüssigkeit sinnvoll. Dabei wird geprüft, ob die Flüssigkeit eine krankhaft veränderte Zusammensetzung aufweist oder aber Bakterien oder Antikörper enthält.
  • Ein Rachenabstrich wird bei Verdacht auf rheumatisches Fieber entnommen und im Labor analysiert.
  • Durch Untersuchungen der Haut finden sich gegebenenfalls Hinweise auf eine mögliche Psoriasis-Arthritis.
  • Bei Verdacht auf einen gutartigen oder bösartigen Tumor wird möglicherweise eine Gewebe-Entnahme (Biopsie) erforderlich.

Vorbeugen

Einen gewissen Schutz vor Verletzungen am Knie bieten ein geeignetes Schuhwerk oder spezielle Knieschoner.

Eventuell helfen auch Kniebandagen, beziehungsweise das Knie zu "tapen". Dies ist für empfindliche Menschen ratsam, die zum Beispiel schon häufiger Knieprobleme hatten, da es hilft, das Knie zu stabilisieren. Setzen Sie diese Massnahmen allerdings besser nur dann ein, wenn sie unbedingt erforderlich sind – beispielsweise beim Training, Spiel oder Wettkampf.

Wichtiger für die Vorbeugung von Knieverletzungen ist ein regelmässiges und ausgewogenes Training der gesamten Muskulatur rund um das Kniegelenk. Starke Muskeln stabilisieren das Kniegelenk und verhindern so Knieschmerzen häufig wirkungsvoll.

Häufige Fragen zu Knieschmerzen

Was soll man machen wenn man Knieschmerzen hat?

Bei akuten Knieschmerzen sollten Sie das Knie schonen, hochlegen und kühlen, um Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren. Bei chronischen Knieschmerzen (etwa infolge von Arthrose) ist Wärme oft angenehmener als Kälte. Eine Kniebandage oder ein elastischer Verband stützt das Knie und schränkt schmerzhafte Bewegungen ein. Kurzfristig lindern rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen die Schmerzen. Bei unklaren, anhaltenden oder sich verschlimmernden Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Welcher Arzt bei Knieschmerzen?

Bei Knieschmerzen sollten Sie sich an einen Orthopäden oder eine Orthopädin wenden. Er beziehungsweise sie kann als Spezialist für das Bewegungssystem, einschliesslich der Knie, die Ursache der Schmerzen abklären und eine geeignete Behandlung vorschlagen.

Was sollte man bei Knieschmerzen nicht tun?

Vermeiden Sie intensive körperliche Aktivitäten wie Laufen, Springen oder schweres Heben, wenn Sie Knieschmerzen haben. Besonders Schmerzen, deren Ursache unklar ist, die sehr heftig sind, anhalten oder sich verschlimmern, sollten Sie nicht ignorieren, sondern ärztlich abklären lassen.

Welche Salbe hilft bei Knieschmerzen?

Salben mit Wirkstoffen aus der Gruppe der NSAR wie Diclofenac oder Ibuprofen können bei Knieschmerzen helfen, indem sie Entzündungen reduzieren und Schmerzen lindern. Sie sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Das gilt auch für Salben auf der Basis von Arnika oder Beinwell - sie helfen ebenfalls in manchen Fällen gegen Knieschmerzen. Wenden Sie solche Salben gemäss den Anweisungen des Arztes oder der Packungsbeilage an.

Kann man mit Knieschmerzen arbeiten gehen?

Es hängt von der Schwere der Schmerzen und der Art Ihrer Tätigkeit ab, ob Sie mit Knieschmerzen zur Arbeit gehen können. Bei leichten Schmerzen und sitzenden oder wenig körperlich anstrengenden Tätigkeiten ist das Arbeiten meist kein Problem. Bei schweren Knieschmerzen oder körperlich anstrengenden Jobs (z.B. Tätigkeiten, wo man schwere Lasten heben muss) hingegen, kann es schwierig oder sogar schädlich für die Knie sein, wenn Sie weiterarbeiten.

Was kann der Grund für Knieschmerzen sein?

Knieschmerzen können verschiedene Ursachen haben wie Verletzungen (z.B. Prellung, Bänderriss), Infektionen, Arthritis, Gicht, Osteoporose und andere Erkrankungen. Auch altersbedingter Verschleiss sowie Über- und Fehlbelastung durch intensives Training, körperliche Arbeit oder Alltagsaktivitäten rufen oftmals Schmerzen im Knie hervor.

Was sollte man bei seitlichen Knieschmerzen tun?

Schonen und kühlen Sie das betroffene Knie, um Schwellungen entgegen zu wirken. Ein Schmerzmittel lindert die Beschwerden kurzfristig. Wenn die seitlichen Knieschmerzen aber anhalten, stark sind oder von Rötung, Wärme oder Schwellung begleitet werden, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Übungen zur Stärkung der Kniemuskulatur beugen zudem zukünftigen Beschwerden vor.

Welche Schmerzmittel helfen bei Knieschmerzen?

Bei Knieschmerzen sind Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac (Wirkstoffgruppe der NSAR) meist die erste Wahl, da sie entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Gegen stärkere Schmerzen verschreiben Mediziner oftmals Opioid-Analgetika (z.B. Tramadol). Bei chronischen Schmerzen spritzen Ärzte manchmal Kortikosteroide oder Hyaluronsäure ins Knie. Grundsätzlich sollten Sie sich bei der Anwendung von Schmerzmitteln genau an die Anweisungen Ihres Arztes, Ihrer Ärztin oder der Packungsbeilage halten.

Welchen Sport kann man mit Knieschmerzen machen?

Bei Knieschmerzen sind Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Wassergymnastik empfehlenswert, da sie das Knie weniger belasten und die umgebende Muskulatur stärken. Sie helfen manchmal sogar, bestehende Schmerzen zu lindern. Bevor Sie jedoch ein neues Trainingsprogramm beginnen, sollten Sie sich von einem Arzt oder Physiotherapeuten beraten lassen.

Welche Arten von Knieschmerzen gibt es?

Knieschmerzen lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten einteilen, etwa nach der Dauer in akute und chronische Schmerzen. Je nach Lokalisation unterscheidet man innere und äussere, vordere und hintere (in der Kniekehle gelegene) Knieschmerzen. Auch abhängig von der Ursache gibt es verschiedene Arten von Knieschmerzen, zum Beispiel solche, die durch Verletzungen (traumatisch) bedingt sind oder durch Entzündungen oder Verschleiss entstehen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Jens Richter ist Chefredakteur bei NetDoktor. Seit Juli 2020 ist der Mediziner und Journalist außerdem als COO für den Geschäftsbetrieb und die strategische Weiterentwicklung von NetDoktor verantwortlich.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
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  • Grifka, J. & Krämer, J.: Orthopädie Unfallchirurgie, Springer-Verlag, 9. Auflage, 2013
  • Infothek der Deutschen Rheuma-Liga, unter: www.rheuma-liga.de (Abruf: 26.05.2022)
  • Kohn, D.: Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Georg Thieme Verlag, 2005
  • Niethard, F.U. et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2009
  • Pschyrembel online, Medizinisches Wörterbuch, unter: www.pschyrembel.de (Abruf: 26.05.2022)"
  • Robert-Koch-Institut: Lyme-Borreliose, unter: www.rki.de, zuletzt aktualisiert 25.04.2019, (Abruf: 26.05.2022)
  • Schaenzler, N. & Koppenwallner, C.: Quickfinder Symptome, Gräfe und Unzer Verlag, 2007
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